Taifun Nanmadol ist heute in der Präfektur Kagoshima auf die japanische Insel Kyushu getroffen. Er brachte nebst hohen Wellen in Küstenregionen auch starke Winde und unfassbare Niederschlagssummen. An manchen Stationen fiel innert wenigen Stunden mehr Regen als bei einigen Stationen in der Schweiz innerhalb eines Jahres!
Am heutigen Sonntag (19 Uhr Ortszeit) ist Taifun Nanmadol in der japanischen Präfektur Kagoshima auf Land getroffen. Nach vorläufigen Daten hatte der Tropensturm zu diesem Zeitpunkt einen Kerndruck von 935 hPa, womit er in dieser Statistik zum viertstärksten Taifun wird, welcher das japanische Festland seit Messbeginn 1951 getroffen hat. Lediglich Nancy im Jahr 1961 (925 hPa), Vera im Jahr 1959 (929 hPa) und Yancy im Jahr 1993 (930 hPa) hatten noch tiefere Kerndrucke.

Abb. 1: Falschfarbenbild von Nanmadol am Sonntagabend (Ortszeit) kurz vor dem Landgang (Quelle: JMA)
In Kagoshima City wurden Windspitzen von über 150 km/h gemessen, ansonsten sorgen besonders die enormen Niederschlagsmengen für grosse Probleme. Der japanische Wetterdienst hat aufgrund der starken Winde, den hohen Wellen und des sintflutartigen Niederschlags eine Notfallwarnung (emergency warning) für die Präfektur Kagoshima erlassen, ausserdem läuft in der Präfektur Miyazaki eine Warnung der höchsten Stufe aufgrund des Starkregens. Die Bewohner wurden dazu aufgerufen, sich in höhergelegene Gebiete zu begeben oder besonders robuste Gebäude aufzusuchen. Nach Behördenangaben umfassen diese Massnahmen rund 7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Aufgrund der extremen Regenmengen ist in den kommenden Stunden mit diversen Schlammlawinen und Hangrutschungen zu rechnen. Dazu fällt gebietsweise auch immer wieder das Stromnetz zusammen, aktuell sind rund 140'000 Haushalte ohne Strom. Auch der Mobilfunk ist immer wieder unterbrochen.
Nun werfen wir einen Blick auf die bisher gefallenen Niederschlagssummen. Die nachfolgende Karte zeigt die südlichste der vier Hauptinseln, Kyushu. Dargestellt sind die gefallenen Regensummen der letzten 24 Stunden bis Mitternacht Ortszeit (17 Uhr Schweizer Zeit). Am meisten wurde dabei in Mikado gemessen, unfassbare 694,5 mm! Ein Grossteil davon (530 mm) fiel sogar innerhalb von nur 12 Stunden. Zum Vergleich, in Sion fallen in einem durchschnittlichen Jahr gerade mal 583 mm. Weitere Stationen mit mehr als 500 mm innerhalb des letzten Tages sind: Ebino (622 mm), Morotsuka (575 mm), Nishimera (569,5 mm) und Miyakonojo (538,5 mm).

Abb. 2: Niederschlagssummen der vergangenen 24 Stunden (bis Mitternacht Ortszeit) auf Kyushu (Quelle: JMA)
Auf der westlich benachbarten Insel Shikoku regnete es bisher in Yusuhara am meisten (444 mm). In den kommenden Stunden gehen die sintflutartigen Niederschläge weiter, betrachtet man zum Beispiel nur die Summen der vergangenen Stunde, so ist an vielen Stationen der Niederschlagshöhepunkt noch nicht ausgestanden! In abgeschwächter Form wird bis am Dienstag auch auf der Hauptinsel Honshu lokal mehr als 300 mm Regen fallen.

Abb. 3: Niederschlagssummen der vergangenen 24 Stunden (bis Mitternacht Ortszeit) auf Shikoku (Quelle: JMA)
Auf unseren Social-Media-Kanälen (Twitter, Facebook) halten wir Sie über Taifun Nanmadol und seine Folgen weiterhin auf dem aktuellsten Stand.
Supertaifun Nanmadol nimmt Kurs auf Japan
Taifun Nanmadol im Westpazifik hat sich seit seiner Bildung zu Beginn dieser Woche zwischenzeitlich sehr schnell verstärkt. In der Meteorologie spricht man von einer sogenannten Bombogenese, wenn sich der Kerndruck eines Tiefs, oder in diesem Falle eines Taifuns, innerhalb eines Tages um mehr als 24 hPa reduziert. Dies war am gestrigen Freitag auch bei Nanmadol der Fall. Innerhalb von 24 Stunden explodierte der Tropensturm regelrecht und erreichte am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) durchschnittliche Winde von rund 250 km/h, Böenspitzen von gar 300 km/h und einen Kerndruck von unter 920 hPa. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich rund 200 Kilometer westlich der Daitō-Inseln in der Philippinensee. Aktuell hat er sich zwar bereits wieder etwas abgeschwächt, ist aber nach wie vor ein Sturm der vierten und damit zweithöchsten Kategorie. Bei seinem Landgang am Sonntagabend wird er wohl Windspitzen von gegen 200 km/h aufweisen. Gemäss dem Joint Typhoon Warning Center (JTWC), dem pazifischen Warndienst für tropische Wirbelstürme, hat das Auge von Nanmadol einen Durchmesser von rund 20 Kilometern. Die Mächtigkeit des zwischenzeitlichen Supertaifuns sorgt für bis zu 15 Meter hohe Wellen.

Abb. 1: Supertaifun Nanmadol am Freitagmorgen vom Satelliten HIMAWARI-8
Betrachtet man die Karte des niederschlagbaren Wassers, also dem Feuchtegehalt einer vertikalen Luftsäule, so erkennt man nicht nur enorm wassergesättigte Luftmassen von bis zu 70 Litern pro Quadratmeter, sondern auch ein deutlich über 3000 Kilometer erstreckendes Feeder Band (versorgt den Sturm mit dem nötigen Wasser).

Abb. 2: Niederschlagbares Wasser über dem Pazifik (Quelle University of Wisconsin SSEC)
Es erstaunt daher wenig, dass gebietsweise enorme Niederschlagsmengen erwartet werden. Je nach Modell kommen bis Montagabend 500 bis 700 mm zusammen! Da dies grossflächig geschehen wird, ist mit enormen Überschwemmungen zu rechnen. Zusätzlich verheerend kommt hinzu, dass seine Zugbahn genau entlang der beiden südlichsten Hauptinseln verlaufen wird. Neusten Modellen zufolge werden auf der ganzen Insel Kyushu und auf rund 95 % der Hauptinsel Honshu mindestens tropische Sturmböen von bis zu 118 km/h erwartet.

Abb. 3: Prognostizierte Zugbahn und Stärke von Taifun Nanmadol (Quelle: ATCF)
Die starken Winde, die Sturmfluten und die enormen Niederschlagsmengen werden sehr wahrscheinlich zu einem Multi-Milliarden Disaster führen. Wir halten Sie auf dem Laufenden!