Die Hurrikansaison ist derzeit sowohl im Pazifischen Ozean als auch im Atlantikbecken sehr aktiv. Während der Sturm Fiona im Osten Kanadas große Schäden verursachte und der Tropensturm Gaston nicht weit von den Azoren entfernt ist, muss auch Tropensturm Ian in der Karibik im Auge behalten werden. Auf den Philippinen wird zudem in diesen Stunden Supertaifun Noru auf Land treffen.
Die Tropensturmsaison ist in vollem Gange
Die günstigen Bedingungen für die Entstehung tropischer Wirbelstürme (insbesondere hohe Wassertemperaturen in ausreichender Tiefe, hohe Luftfeuchtigkeit, Instabilität und geringe Windscherung) sind zu Beginn des Herbsts erfüllt. So traf der Hurrikan Fiona die kanadische Provinz Nova Scotia mit Böen von teils über 150 km/h und sintflutartigen Regenfällen und verursachte so erhebliche Schäden. Ein zweiter Sturm mit dem Namen "Gaston" befindet sich derzeit in der Nähe von den Azoren, sollte sich in den kommenden Stunden aber nach Westen wegbewegen. Auf der anderen Seite der Erde verursachte Taifun Talas zuletzt grosse Schäden durch sintflutartige Regenfälle in Teilen von Japan. Innert 48 Stunden wurden lokal zwischen 500 bis 600 mm gemessen, was einer durchschnittlichen Jahresniederschlagsmenge entspricht.
Abb. 1: Schäden nach dem Durchzug des Taifuns Talas in Kiho, Japan
Kritische Lage auf den Philippinen
Auch den Philippinen steht eine sehr unruhige Zeit bevor. Denn Taifun Noru, der sich im philippinischen Meer gebildet hatte, entwickelte sich extrem schnell und gehört nun zur Kategorie der Supertaifune (Windböen von über 240 km/h). Dies ist umso bemerkenswerter, als noch gestern (Samstag) erwartet wurde, dass der Sturm auf der fünfstufigen Saffir-Simpson-Skala maximal die Stufe 2 erreichen würde. Innerhalb von weniger als 24 Stunden stieg Noru jedoch von Stufe 1 auf Stufe 5 an, die Winde nahmen während dieser Zeit von rund 95 km/h auf rund 250 km/h zu! Der Druck im Zentrum des Taifuns fiel im selben Zeitraum von 995 auf 919 hPa, was einem Rückgang um 76 hPa in nur 24 Stunden entspricht. Ab einem Druckabfall von mehr als 24 hPa innert eines Tages spricht man von einer sogenannten "Bombogenese", dieses Kriterium wurde somit bei weitem erreicht.
Abb. 2: Supertaifun Noru am Sonntag in der Morgendämmerung
Mögliche Konsequenzen
Derzeit überquert Noru den mittleren Osten der Philippinen. Dabei können gebietsweise Windböen von 200 oder sogar 250 km/h erreicht werden. Kombiniert wird das Ganze mit sintflutartigen Regenfällen. In der kommenden Nacht wird er die Insel Luzon nördlich der Hauptstadt Manila überqueren, bevor er das Südchinesische Meer erreicht. Die Regenfälle werden ergiebig ausfallen, verbreitet wird mit Summen zwischen 300 bis 500 mm gerechnet. Dies könnte zu erheblichen Schäden an der Infrastruktur, Überschwemmungen und Erdrutschen führen. Aufgrund seiner schnellen Entwicklung blieb den Behörden nur wenig Zeit die Bevölkerung zu warnen und die betroffenen Gebiete zu evakuieren. Zudem schlug der Tropensturm eine deutlich weiter südlichere Zugbahn ein, als von den Modellen vorgängig berechnet. Noru könnte Mitte nächster Woche mit stürmischen Winden und sintflutartigen Regenfällen auf Vietnam treffen.
Ian bedroht Kuba und den Südosten der USA
Ein weiterer tropischer Sturm könnte in den nächsten Tagen die Schlagzeilen in der Karibik und den USA bestimmen. Der Tropensturm Ian befindet sich derzeit westlich von Jamaika und wird in den nächsten Stunden an Intensität zunehmen. Es wird erwartet, dass der designierte Hurrikan am Dienstag als Sturm der vierten Kategorie mit starken Regenfällen und Windböen von über 200 km/h an der Westspitze von Kuba vorbeiziehen wird. Je nach Modellen ist auch ein Landgang in Kuba weiterhin möglich. Mitte nächster Woche könnte er das US-Festland erreichen. Nach neusten Modellen dürfte dies höchstwahrscheinlich irgendwo in Florida der Fall sein, eine genauere Verortung ist zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht möglich. Ebenfalls noch nicht ausgeschlossen ist eine weiter westliche Zugbahn. Dabei würde der Sturm erst zu einem späteren Zeitpunkt auf Land treffen und in ein Gebiet mit viel Windscherung gelangen. Dies würde ihn deutlich abschwächen.
Abb. 3: Voraussichtliche Zugbahn von Hurrikan Ian