Der Frühlingsbeginn ist je nach Definition verschieden: Es gibt den gestern erfolgten astronomischen bzw. kalendarischen Frühling, den immer am 1. März beginnenden meteorologischen Frühling sowie den von der Entwicklung der Pflanzen abhängigen phänologischen Frühling. Welcher der drei Frühlingsanfänge ist jetzt aber der richtige?
Die Frage, wann der Frühling beginnt, kann verschieden beantwortet werden. Im Prinzip wird zwischen drei Frühlingsanfängen unterschieden: Dem astronomischen bzw. kalendarischen, dem meteorologischen und dem phänologischen Frühlingsbeginn. Nachfolgend nähere Infos zu den einzelnen Frühlingsanfängen.
Astronomischer bzw. kalendarischer Frühlingsanfang: Sonne steht senkrecht über dem Äquator
Für die meisten beginnt der Frühling dann, wenn der Kalender dies zeigt. Der kalendarische Frühlingsanfang ist dabei über den Sonnenstand definiert. Da die Erde zur Sonne geneigt ist (etwa 23.45°), bewegt sich der Punkt, an dem die Sonne mittags senkrecht auf die Erde scheint, im Laufe des Jahres durch die Umrundung der Erde um die Sonne von Süden nach Norden und umgekehrt. Zum astronomischen Frühlingsbeginn steht die Sonne dabei senkrecht über dem Äquator und kehrt danach auf unsere Hälfte der Erdkugel zurück. Die Sonne durchschreitet den sogenannten Widderpunkt, ihre Bahn schneidet den Himmelsäquator. Man bezeichnet diesen Tag auch als Tagundnachtgleiche beziehungsweise Äquinoktium. Auch zum Herbstbeginn steht die Sonne senkrecht über dem Äquator, man spricht dann vom Herbst-Äquinotikum. Nach dem Frühlings-Äquinoktium verläuft die Sonnenbahn wieder nördlich des Himmelsäquators, die Nordhalbkugel der Erde neigt sich immer mehr der Sonne entgegen (siehe Abbildung 1).

Abb. 1: Sonnenstand und Jahreszeiten; Quelle: MeteoNews
Das genaue Datum der Tagundnachtgleiche verschiebt sich dabei ständig, weil die Umlaufzeit der Erde um die Sonne ein paar Stunden länger ist als 365 Tage. Schaltjahre fangen das wieder auf, aber eine gewisse Ungenauigkeit bleibt. So fällt der kalendarische Frühlingsanfang entweder auf den 19., 20. oder 21. März, dieses Jahr war er gestern um 22:24 Uhr. Der Frühling dauert dieses Jahr bis zum 21. Juni um 16:57 Uhr, die Sonne steht dann senkrecht über dem nördlichen Wendekreis (Sommersonnenwende).
Zum Frühlings- und Herbstbeginn sind Tag und Nacht wie erwähnt also gleich lang - aber nur theoretisch. Weil nicht der Mittelpunkt der Sonne für die Auf- und Untergangszeiten ausschlaggebend ist, sondern der Rand der Sonnenscheibe, war am gestrigen 20. März der Tag schon um ein paar Minuten länger als die Nacht. Rein rechnerisch war die Tagundnachtgleiche bereits am 17. März.
Der kalendarische Frühlingsbeginn bestimmt übrigens auch den Ostertermin: Ostersonntag ist immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im kalendarischen Frühling.
Meteorologischer Frühlingsbeginn: Aus statistischen Gründen immer am 1. März
Aus Gründen der Einfachheit und Vergleichbarkeit wurde der meteorologische Frühlingsbeginn vor dem Computerzeitalter im 20. Jahrhundert auf den 1. März festgelegt, da sich ganze Monate statistisch besser auswerten lassen. Grundsätzlich braucht die Meteorologie zur Vergleichbarkeit fixe Zeiträume, die mit den kalendarischen Jahreszeiten nicht gegeben sind. So dauert jede meteorologische Jahreszeit exakt drei Monate, der meteorologische Frühling also bis zum 31. Mai. Betrachtet man den Wetterablauf, so widerspiegeln die meteorologischen Jahreszeiten die klimatische Situation der Jahreszeiten aber oft besser als die astronomischen.
Phänologischer Frühlingsbeginn: Abhängig vom Entwicklungszustand der Natur
Dies ist der Frühlingsbeginn der Natur. In der Phänologie werden dabei die im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen der Pflanzen betrachtet und in Phasen eingeteilt. Dazu werden die Eintrittszeiten charakteristischer Erscheinungen, die charakteristischen Wachstumsstufen, beobachtet und in einem phänologischen Kalender festgehalten. Dazu gehören zum Beispiel der Beginn der Blüte oder der Blattentfaltung, die Reifung der Früchte oder die Blattverfärbung und der Blattfall. Der phänologische Kalender unterteilt das Jahr in insgesamt 10 Jahreszeiten und orientiert sich dabei an charakteristischen Entwicklungsstadien typischer Pflanzen (sog. phänologische Zeigerpflanzen, siehe Abbildung 2).

Abb. 2: Der phänologische Kalender der Schweiz mit total 10 Jahreszeiten; Quelle: MeteoNews
Nach dieser Definition kann der Frühling in drei Phasen unterteilt werden: Vor-, Erst- und Vollfrühling. Als Leitphase für den Vorfrühling dient dabei unter anderem der Blühbeginn der Hasel, für den Erstfrühling der Blühbeginn der Forsythie und für den Vollfrühling der Blühbeginn der Apfelbäume. Langfristig betrachtet beginnt der Vorfrühling in der Nordschweiz durchschnittlich um Mitte Februar, der Erstfrühling gegen Ende März und der Vollfrühling etwa Ende April.
Der Beginn der Haselblüte und damit des Vorfrühlings war in diesem Jahr im Flachland und in den tiefen Alpentälern sehr früh und vielerorts schon in der ersten Januarhälfte (siehe Abbildung 3). Damit hat gemäss Definition der Frühling in der Natur schon mitten im kalendarischen bzw. meteorologischen Winter begonnen! Grund für die ausserordentlich frühe Haselblüte war dabei das sehr milde Jahresende und die weit überdurchschnittlich temperierte erste Januarhälfte.

Abb. 3: Blühende Haseln Mitte Januar im Sarganserland; Quelle: Roger Perret
Auch die zweite phänologische Phase des Frühlings (Erstfrühling), die unter anderem durch die Blüte der Forsythien angezeigt wird, hat bereits begonnen (vgl. Abbildung 4).

Abb. 4: Aktuell blühender Forsythienstrauch im Sarganserland (im Hintergrund die schneebedeckten Churfirsten); Quelle: Roger Perret
Damit ist auch der Beginn des Erstfrühlings früher als durchschnittlich erfolgt, der Vorsprung beträgt etwa eine Woche bis zehn Tage. Durch die im Zuge des Klimawandels durchschnittlich immer milderen Winter verschiebt sich der Beginn des phänologischen Frühlings immer weiter nach vorne. Dies gilt auch für alle nachfolgenden Phasen.
Welcher ist nun der richtige Frühlingsbeginn?
Diese Frage kann man so nicht beantworten, da jede Definition ihre Daseinsberechtigung hat. Der sehr variable phänologische Frühlingsbeginn widerspiegelt aber am besten den tatsächlichen Witterungsverlauf und deckt sich somit sicher am besten mit dem menschlichen Empfinden.