Der bald zu Ende gehende meteorologische Frühling (März bis Mai) war im Norden verbreitet zu bewölkt und in der Deutschschweiz teilweise deutlich zu nass. Bezüglich der Temperaturen lagen wir so ziemlich in der Norm. Eine Bilanz.
Gegenüber letztem Jahr ganz anderer Frühling
Dieses Jahr gestaltete sich das Wetter im Frühling recht anders als im letzten Jahr, als es zu mild und zu trocken war. Zudem gab es in diesem Jahr auch deutlich weniger Sonne als vor einem Jahr. Die Folge ist eine ganz andere Ausgangslage für den Sommer für die Natur, z.B. die Gletscher (dazu morgen in einem separaten Blog mehr). Nachfolgend eine kurze Bilanz des Frühlings 2023.
Temperaturen etwa in der Norm
Temperaturmässig liegen wir im aktuellen Frühling gegenüber dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 so ziemlich in der Norm (schweizweite Abweichung 0.1, vgl. Abb. 1), lokal war es leicht zu mild, lokal leicht zu kühl.

Abb. 1: Temperaturabweichung im Frühling bisher im Vergleich zum langjährigen Mittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Bezogen auf die einzelnen Monate ist es dem März zu verdanken, dass die Temperaturen im diesjährigen Frühling nicht unterdurchschnittlich ausgefallen sind. Der März war nämlich schweizweit 1.5 Grad zu mild, während der April 1.1 Grad und der Mai bisher 0.1 Grad zu kühl waren (siehe die entsprechenden Bilanzen März, April und Mai). Wie bereits erwähnt war der Frühling letztes Jahr deutlich milder, es gab einen Überschuss von 1.2 Grad. 2021 war der Frühling dagegen markant kühler und rund 1.5 Grad unter der Norm, er ging als kühlster Frühling seit 1987 in die Wetterannalen ein.
Die gegenüber dem letzten Jahr deutlich tieferen durchschnittlichen Frühlingstemperaturen haben u.a. dazu geführt, dass die Natur gegenüber dem Vorjahr deutlich im Verzug ist. So beträgt der Rückstand rund 7 bis 10 Tage. Zudem waren auch die Temperaturen der Seen vor einem Jahr bei einem rund 2.5 Grad überdurchschnittlich temperierten Mai deutlich höher. So liegt beispielsweise die aktuelle Wassertemperatur am Zürichsee gemäss eawag in 0.5 Metern Tiefe bei 15 bis 16 Grad, vor einem Jahr waren es 18 bis 19 Grad, im kalten Frühjahr 2021 allerdings nur 12 bis 13 Grad.
In der Deutschschweiz vielerorts zu nass
Der diesjährige Frühling war insbesondere entlang der Alpen, im Osten, in Nord- und Mittelbünden sowie in weiten Teilen des Wallis teilweise deutlich zu nass (vgl. Abb. 2). Schweizweit beträgt der Überschuss knapp 25%. Im Westen und im Süden fiel dagegen zumeist etwas zu wenig Niederschlag. Die einzelnen Monate waren aber recht unterschiedlich, so war es im März im Norden verbreitet zu nass, während im April und im Mai vor allem entlang der Alpen und im Osten zuviel Niederschlag fiel (siehe die entsprechenden Bilanzen März, April und Mai). Im Süden ist besonders der März und im Westen der Mai zu trocken ausgefallen. Das Niederschlagsdefizit ist aber im Westen und Süden in diesem Frühling deutlich geringer als vor einem Jahr, sodass die Trockenheit weniger ausgeprägt ist. Dies äussert sich auch in der aktuell allgemein nur geringen Waldbrandgefahr.

Abb. 2: Niederschlagsabweichung im Frühling bisher im Vergleich zum langjährigen Mittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Relativ häufige Gewitter
Der Frühling war auch gekennzeichnet durch recht viele Blitze und damit Gewitter. So gab es bisher schon mehr als 45'000 Blitze (vgl. Abb. 3). Bemerkenswert sind dabei weniger die bisher mehr als 33'000 Blitze im Mai, als vielmehr die knapp 6'000 Blitze bereits im März.

Abb. 3: Blitzanzahl bisher im Frühling 2023; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Vor allem in der Deutschschweiz deutlich zu bewölkt
Der Frühling 2023 war im Norden verbreitet zu bewölkt, wobei die Abweichung mit vielerorts etwas über 30% im Osten am grössten ist (vgl. Abb 4). Über die ganze Schweiz gesehen gab es knapp über 20% zu wenig Sonne. Besser sieht es in der Sonnenstube Tessin aus, hier war die Sonnenscheindauer etwa in der Norm. Im sehr sonnigen Frühling 2022 gab es übrigens einen Sonnenscheinüberschuss von rund 25%.

Abb. 4: Abweichung der Sonnenscheindauer im Frühling bisher im Vergleich zum langjährigen Mittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet