Im Ostpazifik hat sich mit Hilary ein weiterer Hurrikan gebildet und sich rasch verstärkt, inzwischen es bereits ein Wirbelsturm der Kategorie 4. Hilary zieht nordwärts und wird nach Mexiko in abgeschwächter Form auch den Südwesten der USA treffen.
Sintflutartiger Regen
Wie erwartet, brachte Hurrikan Hilary in Mexiko sowie dem Südwesten der USA enorm viel Regen in kurzer Zeit. Im San Bernardino County fielen in den letzten 72 Stunden bis zu 342 mm, im Riverside County waren es 297 mm, auch in Las Vegas kamen rund 200 mm zusammen. In einigen Extremfällen fiel in diesem Zeitraum die Regenmenge, die 1 bis 3 Jahresniederschlägen entspricht! An unzähligen Stationen war der Sonntag der nasseste Augusttag seit Beginn der Aufzeichnungen, so etwa in Los Angeles und San Diego. Die Folgen waren – wie befürchtet – Schlammlawinen, Hangrutschungen und massive Überflutungen.
Hilary – ein starker Hurrikan
Im Atlantik war es zuletzt relativ ruhig, seit einigen Wochen haben sich hier keine neuen Tropenstürme mehr gebildet. Inzwischen gibt es aber einige Kandidaten, es könnte langsam wieder spannend werden. Aktuell liegt der Fokus in dieser Hinsicht klar auf dem Pazifik. Stürme im Ostpazifik (östlich der Datumsgrenze) werden, wie im Atlantik auch, als Hurrikans bezeichnet. Westlich von Mexiko hat sich nun mit Hilary der 6. Hurrikan der pazifischen Hurrikansaison gebildet. Nach Erreichen der Hurrikanintensität hat er sich in den vergangenen Stunden rasch verstärkt, inzwischen wird er mit Kategorie 4 bewertet – und er intensiviert sich weiter.

Abb. 1: Aktuelles Satellitenbild von Hurrikan Hilary über dem Pazifik westlich vor Mexiko; Quelle: tropicaltidbits.com
Besondere Zugbahn
Oft ziehen Tropenstürme im Ostpazifik weiter nach Westen auf den Pazifik hinaus, Hilary schlägt nun eine spezielle Zugbahn ein und dürfte damit in weiterer Folge noch für etliche Superlative und Probleme sorgen. Nach den aktuellen Modellen trifft Hilary im Laufe des Wochenendes zuerst auf Niederkalifornien (Baja California) und damit die beiden mexikanischen Bundesstaaten Baja California und Baja California sur. Sobald er mit dem Festland interagiert, beginnt er sich abzuschwächen, ein Teil des Systems dürfe aber auf dem Meer bleiben. Je weiter nördlich, umso kälter wird allerdings auch das Wasser. Und Tropenstürme "ernähren" sich quasi von hohen Wassertemperaturen.
Nach Mexiko wird er im Laufe des Sonntags und zu Beginn der neuen Woche als Tropensturm oder zumindest als tropische Depression den Südwesten der USA erreichen. Dies ist der aktuell favorisierte Verlauf, allerdings kann auch ein Landfall erst im Bereich der USA zurzeit nicht ausgeschlossen werden. Das letzte Mal war dies 1939 im Rahmen des Long Beach Tropensturms der Fall. Als das einzige weitere Mal ist noch der San Diego Hurrikan im Jahr 1858 bekannt. Ein solches Ereignis ist also sehr rar!
Hilary wird sich bezüglich Wind abschwächen, bringt aber in jedem Fall grosse Regenmengen. Und dies ist für den Südwesten der USA zu dieser Jahreszeit extrem aussergewöhnlich! In den Wintermonaten kann es in Kalifornien durchaus erhebliche Niederschlagsmengen geben, wie beispielsweise in diesem Januar und Februar. Im August fällt in dieser Region aber selten bis nie Regen! Um dies an Zahlen festzumachen, hier als Beispiel die Grossstadt San Diego mit knapp 1,4 Millionen Einwohnern im äussersten Südwesten. Hier reicht die Messreihe bis ins Jahr 1875 zurück. Seit damals fiel in insgesamt 94 Jahren im jeweiligen August keinerlei Niederschlag. In den anderen Fällen waren die August-Niederschläge gering, der absolute Spitzenreiter ist mit weitem Abstand der August 1977 – damals fielen an dieser Station 54 mm Regen. Auf Platz zwei liegt der August 1945 mit 22 mm. Dies betrifft den Grossteil des Südwestens, hier sind die Sommer grundsätzlich heiss und trocken.

Abb. 3: Akkumulierte Niederschläge bis 12. August 00 UTC (ICON); Quelle: MeteoNews, Ubimet
Nun kommt allerdings Hurrikan Hilary mit sehr viel Regen in kurzer Zeit. Bis kommenden Dienstag fallen verbreitet bis zu 100 mm – regional sind es bis zu 250 mm. Der ausgetrocknete Boden kann diese Mengen nicht aufnehmen, die meist nur karge und durch Wald-/Buschbrände geschädigte Vegetation bieten keinen Schutz vor Erosion. Entsprechend muss mit Sturzfluten, Vermurungen und Schlammlawinen gerechnet werden. Dies betrifft dicht besiedelte Gebiete wie San Diego, Los Angeles und dessen Hinterland, aber auch Berge und Wüsten (beispielsweise die Mojave-Wüste oder das Death Valley). Neben Mexiko und Kalifornien werden auch Arizona und Nevada (unter anderem Las Vegas) von diesem Sturmsystem tangiert.