Die Vegetationsperiode und damit auch die Pollensaison neigt sich langsam dem Ende zu. Das Pollenjahr zeichnete sich durch einen sehr frühen Beginn der Saison und durch teilweise sehr grosse Gräserpollenkonzentrationen aus, was zu überdurchschnittlich vielen Beschwerden führte. Ein kurzer Rückblick.
Früher Start in die Pollensaison
Normalerweise sind von Oktober bis Januar nur wenige Pollen in der Luft, die Allergiker haben Zeit zum Durchatmen. Doch wie schon im letzten Jahr, haben die ersten allergenen Pollen (Haseln und Erlen) einen veritablen Frühstart hingelegt und infolge der ausserordentlich hohen Temperaturen zum Jahreswechsel bereits in der ersten Januarhälfte stärker zu blühen begonnen (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Die Haseln blühten bereits in der ersten Januarhälfte (Bild vom Sarganserland); Quelle: Roger Perret
Gebietsweise konnten sogar schon Ende Jahr die ersten Hasel- und Erlenpollen registriert werden, was bisher nur sehr selten vorgekommen ist. Üblicherweise ist der Beginn des stärkeren Blühens von Haseln und Erlen etwa Ende Januar bis Anfang Februar.
Viele Hasel- und Erlenpollen vor allem in der zweiten Februarhälfte
Nach vor allem in der ersten Januarhälfte schon teilweise hohen Konzentrationen von besonders Haselpollen war der Hasel- und Erlenpollenflug im Norden bis gegen Mitte Februar infolge kühlem und immer wieder nassem Wetter meistens nur noch klein. Ab Mitte Februar kam es zu einer zweiten Phase mit starkem Hasel- und diesmal auch Erlenpollenflug, die bis gegen Ende Februar dauerte. Im März waren dann die Hasel- und Erlenpollenkonzentrationen zumeist nur noch gering bis mässig.
Baumpollensaison mit ständigem Auf und Ab der Konzentrationen
Die Pollensaison der wichtigsten allergenen Baumpollen Esche und Birke (Blühbeginn in der zweiten Märzhälfte) war infolge des im April während der Hauptblütezeit sehr wechselhaften und immer wieder nassen Wetters durch ein ständiges Auf und Ab der Konzentrationen geprägt (vgl. Abb. 2).

Abb. 2: Die Birkenpollenkonzentrationen waren diesen Frühling sehr unterschiedlich; Quelle: pixabay
Die Pollen wurden während den häufigen nassen Phasen immer wieder ausgewaschen, sodass es nur kurzzeitig hohe Konzentrationen gab und die Allergiker immer wieder entlastet wurden. Insgesamt war die Birken- und Eschenpollensaison etwas schwächer als normal. Dies war bei der Birke nach der sehr starken Blüte im letzten Jahr auch so erwartet worden.
Teilweise sehr hohe Gräserpollenkonzentrationen
Im Süden begann der Pollenflug des Hauptallergens, den Gräsern, viel früher als normal bereits Ende März, ab Mitte April wurden bereits teilweise hohe Konzentrationen erreicht. Im Norden war der Blühbeginn der Gräser dagegen erst gegen Ende April und lag dabei zeitlich so ziemlich in der Norm. In den ersten beiden Maidekaden gab es immer wieder Regen, sodass die Pollen wiederholt ausgewaschen und höchstens mittlere Konzentrationen erreicht wurden. Dies änderte sich dann in der letzten Maidekade, die Graspollenkonzentrationen stiegen rasch auf hohe bis sehr hohe Werte und blieben dann im zu trockenen, viel zu warmen und sonnigen Juni meist auf diesem Niveau (vgl. Abb. 3).

Abb. 3: Gräserpollen waren von Ende Mai bis Anfang Juli oft in grossen bis sehr grossen Konzentrationen in der Luft; Quelle: pixabay
Erst im Juli waren die Konzentrationen wieder tiefer, erreichten aber teilweise immer noch hohe Konzentrationen. Insgesamt war der Gräserpollenflug deutlich überdurchschnittlich, was auch bei mehr Leuten als üblich zu allergischen Reaktionen führte.
Ambrosiapollen vor allem im Genferseeraum und im Tessin
Ab August gab es vor allem im Tessin und im Genferseegebiet teilweise recht viele Ambrosiapollen in der Luft, wobei ein grosser Teil dieser Pollen mit dem Wind aus Frankreich oder Italien hertransportiert wurde (vgl. Abb. 4).

Abb. 4: Der invasive Neophyt Ambrosia macht stark allergene Pollen; Quelle: pixabay
Die aus Nordamerika stammende Ambrosia bzw. das Traubenkraut breitet sich insbesondere in Italien und Frankreich als Ackerunkraut immer mehr aus. Ihr Pollen kann schon in kleinen Mengen heftige Gesundheitseffekte beim Menschen auslösen. Während Ambrosia in der Schweiz bisher recht erfolgreich an der Ausbreitung gehindert werden konnte, ist dies im benachbarten Ausland nicht der Fall. Ambrosiapollen dürften so auch bei uns vor allem in den westlichen und südlichen Grenzregionen immer mehr zum Problem werden.
Klimawandel: Früherer Beginn der Pollensaison, höhere Pollenkonzentrationen und aggressivere Pollen
Der Klimawandel mit den immer milderen Wintern führt nicht nur dazu, dass die Pollensaison durchschnittlich immer früher beginnt, sondern die Konzentrationen gemäss mehreren Studien allgemein ansteigen. Der Grund für die steigende Anzahl produzierter Pollen liegt dabei daran, dass die höheren Temperaturen und die häufigeren Trockenphasen die Pflanzen unter Stress setzen, wodurch sie in eine Notsituation geraten und mit verstärkter Produktion von Pollen reagieren. Dazu kommt, dass die gestressten Pflanzen nicht nur mehr, sondern auch aggressivere Pollen produzieren. Dabei verändert sich die Beschaffenheit der Pollen durch Produktion bestimmter Eiweisse, auf die Allergiker stärker reagieren. Zu allem Übel verstärkt sich nicht nur die allergische Reaktion bei Betroffenen, sondern auch insgesamt mehr Menschen können eine Pollenallergie entwickeln. Wahrlich keine guten Aussichten für Allergiker in der Zukunft...