Die erste Aprilhälfte war ausserordentlich warm, der Überschuss lag über die ganze Schweiz gesehen bei knapp 5 Grad! Dazu gab es aussergewöhnlich viele Sommertage und örtlich sogar Allzeit-Apriltemperaturrekorde. Dem folgte allerdings zur Monatsmitte ein krasser Temperaturrückgang und eine ungewöhnlich lange kühle Periode mit Schnee bis in tiefe Lagen und zum Teil auch Frost. Vom einen Extrem ins andere! Somit endet der April mit einem leichten Temperaturüberschuss von rund 0.4 Grad.
Definitive April-Bilanz
Verglichen mit der vorläufigen Monatsbilanz vom 26. April (siehe weiter unten) hat sich nicht mehr allzu viel verändert. Der temperaturmässig einer Achterbahn ähnelnde Monat endet schweizweit mit einem leichten Temperaturüberschuss von rund 0.4 Grad. Die positive Abweichung verglichen mit der Norm (1991-2020) kommt vor allem aufgrund der Bergregionen und leicht erhöhten Lagen zustande. Im Flachland war es im Schnitt ein durchschnittlicher Monat, lokal auch ein paar Zehntel darunter (z. B. Schaffhausen –0.2 Grad).
Abb. 1: Temperaturabweichung im April 2024 verglichen mit der Norm (1991-2020); Quelle: MeteoNews/UBIMET
Leichter Niederschlagsüberschuss
Der Niederschlagsüberschuss von gut 23% bei der vorläufigen Monatsbilanz hat sich aufgrund der vor allem in der Deutschschweiz trockenen Tagen im schweizweiten Mittel auf gut 10% verringert. In der West- und Südschweiz hat der Niederschlag der vergangenen Tage das bis zur Zwischenbilanz leicht unterdurchschnittliche Niveau gebietsweise noch ausgeglichen.
Abb. 2: Niederschlagsabweichung im April 2024 verglichen mit der Norm (1991-2020); Quelle: MeteoNews/UBIMET
Weniger Sonne als üblich
Die Sonne war in diesem Monat deutlich weniger oft zu sehen als in einem "Durchschnittsapril". Einzig im Süden und Bünderland entspricht die Sonnenscheindauer ungefähr der Norm.
Abb. 3: Sonnenscheindauer im April 2024 verglichen mit der Norm (1991-2020); Quelle: MeteoNews/UBIMET
Abschliessend noch für einige Stationen eine Übersicht zu den Abweichungen der Temperatur, des Niederschlags und der Sonnenscheindauer im vergangenen April im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1991 bis 2020.
Das Wetter im April 2024
Ort | Temperaturabweichung | Niederschlagsabweichung | Abweichung der Sonnenscheindauer |
---|---|---|---|
°C | % | % | |
Aarau | 0.1 | 2.0 | -25.0 |
Bern | 0.2 | -13.0 | -20.0 |
Basel-Binningen | 0.3 | -30.0 | -28.0 |
Chur | 0.7 | 56.0 | -15.0 |
Genf | 0.2 | -9.0 | -23.0 |
La Chaux-de-Fonds | 0.4 | 39.0 | -25.0 |
Lugano | 0.5 | -38.0 | 5.0 |
Luzern | 0.4 | -20.0 | -10.0 |
Säntis | 0.7 | 78.0 | -21.0 |
Sitten | 0.0 | -59.0 | -14.0 |
Sankt Gallen | 1.2 | -1.0 | -8.0 |
Samedan | 0.0 | 39.0 | -8.0 |
Vaduz | 1.0 | 48.0 | -22.0 |
Zürich Flughafen | 0.2 | 4.0 | -29.0 |
Temperatur | Niederschlag | Sonnenscheindauer | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
April 2024 | Mittel | Abweichung | April 2024 | Mittel | Abweichung | April 2024 | Mittel | Abweichung | |
[°C] | [°C] | [°C] | [mm] | [mm] | [%] | [h] | [h] | [%] | |
Aarau | 10.0 | 9.9 | 0.1 | 64.2 | 63.2 | 2.0 | 125.8 | 166.8 | -25.0 |
Bern | 9.2 | 9.0 | 0.2 | 68.0 | 78.0 | -13.0 | 142.7 | 179.3 | -20.0 |
Basel-Binningen | 11.0 | 10.7 | 0.3 | 44.5 | 63.5 | -30.0 | 121.3 | 167.4 | -28.0 |
Chur | 10.9 | 10.2 | 0.7 | 77.2 | 49.5 | 56.0 | 134.9 | 158.7 | -15.0 |
Genf | 10.7 | 10.5 | 0.2 | 61.1 | 67.1 | -9.0 | 143.6 | 186.6 | -23.0 |
La Chaux-de-Fonds | 6.5 | 6.1 | 0.4 | 133.2 | 96.1 | 39.0 | 119.5 | 159.7 | -25.0 |
Lugano | 12.8 | 12.3 | 0.5 | 85.8 | 138.0 | -38.0 | 191.9 | 182.2 | 5.0 |
Luzern | 10.3 | 9.9 | 0.4 | 77.1 | 96.5 | -20.0 | 145.4 | 161.5 | -10.0 |
Säntis | -2.3 | -3.0 | 0.7 | 313.5 | 176.2 | 78.0 | 127.1 | 161.8 | -21.0 |
Sitten | 11.3 | 11.3 | 0.0 | 13.9 | 33.7 | -59.0 | 180.8 | 210.0 | -14.0 |
Sankt Gallen | 9.3 | 8.1 | 1.2 | 101.6 | 102.9 | -1.0 | 154.1 | 167.5 | -8.0 |
Samedan | 1.9 | 1.9 | 0.0 | 51.4 | 36.9 | 39.0 | 137.9 | 150.2 | -8.0 |
Vaduz | 11.7 | 10.7 | 1.0 | 84.1 | 56.7 | 48.0 | 122.0 | 156.4 | -22.0 |
Zürich Flughafen | 9.8 | 9.6 | 0.2 | 73.0 | 70.0 | 4.0 | 124.9 | 176.6 | -29.0 |
Vom Frühsommer in den Winter...
Der April 2024 war bezüglich der Temperaturen bisher ein Monat der Extreme! Im Laufe der ersten Monatshälfte erreichten in zwei Schüben aussergewöhnlich milde Luftmassen Mitteleuropa und den Alpenraum. In der Folge gab es etliche Sommertage und auch neue Aprilrekorde (siehe weiter unten bei der Zwischenbilanz zur Monatsmitte). Auf den Bergen war es sehr mild, die Nullgradgrenze stieg zum Teil auf 4000 Meter. In den Föhntälern blies zum Teil starker Südföhn und sorgte hier für laue Nächte. Mit der süd- bis südwestlichen Strömung gelangte auch viel Saharastaub zu uns. In der Schweiz war es die wärmste erste Aprilhälfte seit Messbeginn, der landesweite Temperaturüberschuss lag bei 4,8 Grad!
Abb. 1: Verlauf der Temperaturmaxima und Temperaturminima an der Station Zürich-Flughafen; Quelle: MeteoNews
Dann aber begann sich das Strömungsmuster umzustellen. Den Anfang machte dabei der Sechseläuten-Montag, an dem der starke Westwind erstmals die Verbrennung des Bööggs verhinderte. In weiterer Folge erreichte uns aus Nordwest bis Nord polare Kaltluft, binnen kurzer Zeit rutschten wir vom Frühsommer in eine Art Spätwinter – und dies nachhaltig! Durch ein blockierendes Hoch über dem Atlantik blieb die Kaltluft quasi über Mitteleuropa gefangen. Die Schneefallgrenze variierte zwischen tiefen Lagen und rund 1000 Metern, auch gewittrig durchsetzte Graupelschauer waren mit dabei. Auch im Flachland wurde es gebietsweise für ein paar Stunden noch einmal weiss. In den mittleren Lagen lag regional zum Teil mehr Schnee als während der eigentlichen Wintermonate (mehr zum Thema Schnee im April gibts hier). Ein grosses Thema war der Frost! In vielen Nächten verhinderten Wolken und Wind eine noch stärkere Abkühlung, trotzdem gab es oft Bodenfrost und teilweise auch Luftfrost. Kälterekorde gab es zwar keine, trotzdem waren die Temperaturen weit unterdurchschnittlich. Allerdings war die positive Abweichung in der ersten Monatshälfte grösser, als die negative danach.
Abb. 2: Grösste positive Temperaturabweichung für einen einzelnen Tag am 8. April; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Abb. 3: Grösste negative Temperaturabweichung für einen einzelnen Tag am 22. April; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Ungewöhnlich war vor allem die Dauer dieser kalten Phase! Dadurch reduzierte sich der enorme Temperaturüberschuss der ersten Monatshälfte stetig, inklusive des gestrigen Donnerstags wurde er nun praktisch wieder ausgeglichen. Über die ganze Schweiz gesehen liegen wir aktuell nur noch 0,3 Grad über dem langjährigen Mittel.
Abb. 4: Bisherige Temperaturabweichung im April im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, Ubimet
...und wieder retour
Mit dem heutigen Freitagmorgen ist diese kühle Periode beendet, die Grosswetterlage stellt sich erneut um. Die Strömung dreht auf Südwest, auf diesem Weg gelangt nun wieder deutlich mildere Luft in den Alpenraum – das Temperaturniveau steigt in allen Höhen markant an! Die Temperaturen orientieren sich ab morgen wieder an der 20-Grad-Marke, am Dienstag wird es mit 23 bis 25 Grad im Osten sogar noch einmal frühsommerlich warm. In der Folge wird sich der Temperaturüberschuss bis Monatsende allmählich wieder vergrössern, der April 2024 wird daher trotz zwischenzeitlichem Spätwinter zu mild ausfallen.
Vor allem im Osten zu nass
Nach der ersten Monatshälfte war es im Osten und Süden zu nass und im Grossteil des Flachlands zu trocken. Durch die wiederholten Niederschläge der letzten Zeit hat sich das Bild nun etwas gewandelt, im zentralen und östlichen Flachland wurde das Defizit inzwischen ausgeglichen. Zu trocken ist es nun in erster Linie noch im westlichen Flachland und regional im Wallis. Durch die oft nordwestliche bis nördliche Anströmung und mehre Phasen mit Nordföhn war die Alpensüdseite nun etwas begünstigt, mit Stand gestern sind die Niederschlagsmengen nun ebenfalls unterdurchschnittlich.
Abb. 5: Bisherige Niederschlagsabweichung im April im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Doch auch in dieser Hinsicht wird sich bis zum Monatsende noch einmal eine gewisse Verschiebung ergeben. Mit der Südwest- bis Südströmung erreicht uns nämlich nicht nur milde Luft und Saharastaub, sondern auch Feuchtigkeit aus dem Mittelmeerraum. Diese wird im Süden zeitweise gestaut, am Wochenende regnet es häufig. Dadurch kann sich auch hier das Defizit noch ausgleichen. Im bis dato zu nassen Osten kommt dagegen bis Monatsende nichts mehr dazu.
Weniger Sonne als üblich
Zur Monatsmitte lag die Sonnenscheindauer noch im Bereich der Norm, inzwischen besteht im Norden ein deutliches Defizit. In den kommenden Tagen wird sich das zwar noch etwas reduzieren, ausgeglichen wird es aber wohl nicht mehr. Bis Monatsende ist es vor allem in der Zentral- und Ostschweiz oft freundlich, aber nie wirklich wolkenlos. Dazu kommt ab Sonntag auch neuer Saharastaub. Im Westen und Süden gibt es generell mehr Wolken.
Abb. 6: Bisherige Abweichung der Sonnenscheindauer im April im Vergleich zum langjährigen Mittel; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Die definitiven Zahlen folgen dann Anfang Mai an dieser Stelle.
April-Halbzeitbilanz: Fast 5 Grad zu warm!
Nach dem rekordmilden Februar und deutlich zu milden März hat auch die erste Aprilhälfte weit überdurchschnittliche Temperaturen gebracht. Schweizweit beträgt dabei der Überschuss knapp 5 Grad (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Bisherige Temperaturabweichung im April im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Die Abweichung ist dabei im Norden grösser als im Süden und auf den Bergen höher als im Flachland sowie in den Alpentälern. Am grössten ist die Temperaturdifferenz zum langjährigen Mittel mit 6 Grad auf dem Weissfluhjoch. Hier beträgt die Mitteltemperatur bisher im April 1.2 Grad und liegt dabei mehr als 1 Grad über dem Maimittel von 0.1 Grad. Ganz allgemein war der bisherige April im Norden in etwa so temperiert wie sonst durchschnittlich der Mai.
Hinweis: Ab heute ist es deutlich kühler mit im Norden über längere Zeit weit unterdurchschnittlichen Temperaturen (sogar Frost wird im Flachland und in den Alpentälern zum Thema), sodass sich der Überschuss in nächster Zeit immer weiter verringern wird, etwas zu mild dürfte der April aber dennoch ausfallen.
Maximaltemperaturen noch weiter über dem Durchschnitt
Für den Temperaturüberschuss waren die Maximaltemperaturen mehr als die Minimaltemperaturen verantwortlich. Bei den Maximaltemperaturen beträgt die Differenz zum langjährigen Mittel schweizweit nämlich 5.7 Grad mit Spitzenwert 6.9 Grad in St. Gallen, bei den Minimaltemperaturen sind es 4.0 Grad (vgl. Abb. 2 und 3).
Abb. 2: Bisherige Abweichung der Maximaltemperaturen im April im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Abb. 3: Bisherige Abweichung der Minimaltemperaturen im April im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Im Flachland einige Sommertage mit 25 Grad und mehr
Der April war geprägt durch für April extreme Wärmephasen zwischen dem 5. und 8. April und am vergangenen Wochenende. Dabei wurde teilweise auch die Sommermarke von 25 Grad überschritten, was im April üblicherweise nicht sehr häufig vorkommt. So gab es im aktuellen April bis 5 Sommertage (vgl. Abb. 4). Zum Vergleich: In Chur, wo bisher 5 Sommertage verzeichnet werden konnten, gibt es durchschnittlich nur einen Sommertag im April, in Zürich-Kloten (bisher 4 Sommertage) nur in 8 von 10 Jahren einen.
Abb. 4: Anzahl Sommertage bisher im April; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Die höchsten Apriltemperaturen konnten mit 28.8 Grad in Basel-Binningen und mit 28.5 Grad in Chur registriert werden (vgl. Abb. 5).
Abb. 5: Höchste Temperaturen bisher im April; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Lokal absolute Aprilrekorde
Örtlich wurden sogar neue Allzeit-Aprilrekorde verzeichnet, so beispielsweise in Chur, Engelberg und Adelboden (weitere Rekorde vgl. hier).
Vegetation weiterhin rekordfrüh dran
Bei den seit Mitte Januar deutlich überdurchschnittlichen Temperaturen ist es kein Wunder, dass die Vegetation in tiefen Lagen 2 bis 3 Wochen früher dran ist als üblich. Aktuell blüht der Flieder (vgl. Abb. 6), die Apfelbäume sind bereits am Verblühen. Normalerweise blühen der Flieder und die Apfelbäume als Zeiger des Vollfrühlings erst Ende April/Anfang Mai.
Abb. 6: Blühender Flieder aktuell im Sarganserland; Quelle: Bild: Roger Perret
Grosse Unterschiede beim Niederschlag
Beim Niederschlag gibt es in den verschiedenen Regionen sehr grosse Unterschiede, schweizweit ist die Niederschlagssumme leicht unterdurchschnittlich (vgl. Abb. 7). Während es in der Süd- und Südostschweiz bisher teilweise deutlich zu nass war, fiel insbesondere im Mittelland, in der Nordwestschweiz sowie entlang der westlichen und zentralen Alpen deutlich zu wenig Niederschlag. Verantwortlich für die überdurchschnittliche Niederschlagsmenge im Süden und in der Südostschweiz waren dabei in erster Linie zwei Starkniederschlagsereignisse zu Beginn des Monats und am 9. April.
Abb. 7: Bisherige Niederschlagsabweichung im April im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Sonnenschein etwa in der Norm
Die Sonnenscheindauer in der ersten Aprilhälfte war über die ganze Schweiz gesehen etwa durchschnittlich. Vor allem im Süden und in der Südostschweiz war es etwas zu sonnig, in den westlichen Alpen, im Unterwallis und am Genfersee dagegen etwas zu bewölkt.
Abb. 8: Bisherige Abweichung der Sonnenscheindauer im April im Vergleich zum langjährigen Mittel; Quelle: MeteoNews, UBIMET