Der April machte dieses Jahr, was er wollte, auch mal Schnee bis in tiefe Lagen gab es in den letzten Tagen. Schnee im April kommt im Flachland dabei immer mal wieder vor (durchschnittlich etwa ein- bis zweimal), allerdings zumeist in der ersten Aprilhälfte. Zudem liegt aktuell nach dem in den Alpen zu nassen Winter und zu nassen bisherigen Frühjahr in hohen Lagen viel mehr Schnee als normal. Dies ist sicher positiv für den Wasserhaushalt im Sommer. Die Ausgangslage ist zudem auch für die Gletscher gut, die Bilanz hängt dann aber auch stark vom Witterungsverlauf des Sommers ab.
Ab der zweiten Aprilhälfte im Flachland nur noch selten Schnee
In den letzten Tagen gab es im Norden immer wieder Schnee bis in tiefe Lagen, zwischendurch war es auch im Flachland und in den tiefen Alpentälern etwas weiss. Im langjährigen Durchschnitt treten im Mittelland im April ein bis zwei Tage mit Schnee auf, wobei sich diese auf die erste Aprilhälfte konzentrieren. In der zweiten Aprilhälfte ist Schnee im Flachland dagegen nur noch sehr selten (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Tage mit Schnee von 1931 bis 2024 auf dem Zürichberg; Quelle: myweather.ch
Dabei wird dann von einem Tag mit Schnee gesprochen, wenn bei der Morgenmessung um 6 Uhr UTC mindestens 1 Zentimeter Schnee liegt. So kann es gut sein, dass es tagsüber oder auch in der Nacht mit Schnee- und Graupelschauern mal weiss ist, bei der Morgenmessung dann aber kein Schnee mehr liegt. Dies war in den letzten Tagen oft der Fall, nur ganz wenige Stationen in tiefen Lagen meldeten auch Neuschnee beim Messtermin am Morgen.
Letzter Termin mit Schnee
Nachfolgende Tabelle zeigt für einige Stationen im Flachland und in den tiefen Alpentälern den letzten je gemessenen Termin mit mindestens einem Zentimeter Schnee bei der Morgenmessung um 6 Uhr UTC.
Station | Letzter Termin mit Schnee | Daten seit |
Zürichberg | 7.5. 1957 (3 cm) | 1931 |
Bern | 5.5. 2019 (4 cm) | 1931 |
Basel | 28.4. 1985 (2 cm) | 1886 |
Genf | 23.4. 1986 (2 cm) | 1958 |
Luzern | 29.4. 1985 (1 cm) | 1958 |
Chur | 23.5. 1983 (4 cm) | 1958 |
Sitten | 25.4. 1976 (5 cm) | 1958 |
Lugano | 15.4. 1962 (1 cm) | 1931 |
St. Gallen | 2.6. 1962 (4 cm) | 1959 |
Tab. 1: Termin des letzten messbaren Schnees in tiefen Lagen
Man erkennt, dass es den letzten messbaren Schnee an den meisten Stationen in der zweiten Aprilhälfte oder in der ersten Maidekade gegeben hat. Ausnahmen sind Chur am 23.5. und das etwas erhöhte St. Gallen, hier stammt der Termin des letzten Schnees sogar vom 2. Juni.
In hohen Lagen viel mehr Schnee als normal zu dieser Zeit
Der Winter und der bisherige Frühling waren in den Alpen verbreitet und teilweise deutlich zu nass (vgl. Abb. 2 und 3).
Abb. 2: Niederschlagsabweichung im vergangenen Winter im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Abb. 3: Niederschlagsabweichung bisher im Frühling im Vergleich zum langjährigen Mittel 1991-2020; Quelle: MeteoNews, UBIMET
Die Folge ist, dass in Lagen ab rund 2000 bis 2500 Metern deutlich mehr Schnee liegt als üblich in dieser Jahreszeit. Gemäss den automatischen Messungen des SLF sind es teilweise über 4 Meter, auf dem Säntis waren es gestern gar 6 Meter 75! Damit sind wir langfristig gesehen in der Nähe der hier höchsten je gemessenen Schneemengen zu dieser Zeit (vgl. Abb. 4 und Abb. 5).
Abb. 4: Entwicklung der Schneehöhe auf dem Säntis seit 1958 (rote Linie letzte Monate); Quelle: myweather.ch
Abb. 5: Auch auf dem vorübergehend sonnigen Jungfraujoch liegt aktuell viel mehr Schnee als normal; Quelle: roundshot
Die maximale Schneehöhe in hohen Lagen tritt dabei durchschnittlich erst im März oder April und damit im meteorologischen Frühling auf.
Gut für den Wasserhaushalt
Der vielerorts zu nasse Winter und das bisher zu nasse Frühjahr haben dafür gesorgt, dass die Wasserspeicher gut gefüllt sind, womit die Gefahr für Wassermangel im Sommer auch bei längeren Trockenphasen verringert ist. Der viele Schnee in den Bergen vermindert zudem auch das Risiko, dass es im Sommer in den Alpen Probleme mit dem Wasser gibt, da die Bäche und Flüsse lange von Schmelzwasser gespeist werden.
Und die Gletscher?
Grundsätzlich ist es natürlich für die Gletscher gut, dass in hohen Lagen aktuell überdurchschnittlich viel Schnee liegt. Entscheidend wird aber auch der Sommer sein, gibt es einen weit überdurchschnittlich temperierten Sommer, so kann trotzdem ein weiteres schlechtes Jahr für die Gletscher resultieren. Kommt noch hinzu, dass nach mehreren Saharastaubereignissen viel Staub abgelagert wurde, der bei der Schneeschmelze wieder zum Vorschein kommt und dann die Schnee- und Eisschmelze beschleunigt, wie dies schon vor zwei Jahren geschehen ist. So ist trotz guten Voraussetzungen nicht klar, wie sich das Jahr für die Gletscher entwickeln wird.