Hurrikan Ian hat Florida von Südwest nach Nordost überquert und dabei enorme Schäden verursacht. Um deren genaues Ausmass zu fassen, wird es wohl noch Wochen dauern. Nun nimmt er Kurs auf South Carolina. Wir halten Sie in unserem Liveticker auf dem neusten Stand!
Zweiter Landfall von Hurrikan Ian
Über Land hat sich Ian zu einem Tropensturm abgeschwächt, brachte aber weiterhin enorme Regenmengen. Vergleiche dazu auch nachfolgende Karte, welche auf Basis von Niederschlagsradaren ermittelt wurden. Innerhalb von drei Tagen fiel in einem Band von Port Charlotte über Orland bis Port Orange verbreitet mehr als 300 mm.

Abb. 1: Radarbasierte Niederschlagssummen innert drei Tagen. Bildquelle: iWeathernet
Gestern Abend (MESZ) zog Ian wieder auf den Atlantik hinaus, über dem relativ warmen Wasser verstärkte er sich in den letzten 12 Stunden wieder zu einem Hurrikan der Kategorie 1. Allerdings bezieht sich dies vor allem auf die Intensität, die mittlere Windgeschwindigkeit liegt aktuell um die 140 km/h, von der Physik her handelt es sich inzwischen aber um einen sogenannten hybriden Sturm.

Abb. 2: Aktuelles Satellitenbild von Hurrikan Ian, inzwischen ein hybrider Sturm. Bildquelle: NOAA
Er zeigt nun nämlich auch Merkmale aussertropischer Systeme mit Frontencharakter, trockene Luft wird mit eingemischt und die stärkste Konvektion ist nicht mehr im Bereich des Zentrums zu finden.

Abb. 3: Weitere Zugbahn von Hurrikan Ian. Bildquelle: NHC/NOAA
Ian zieht nordwärts und wird heute im Laufe des Nachmittags (MESZ) in South Carolina auf Land treffen. Neben dem Wind in voller Orkanstärke bringt der Sturm weiterhin sehr viel Regen, dazu schiebt er Meerwasser in Richtung Land, was zu einer Sturmflut führt. Dies betrifft die gesamte Küste vom nördlichen Florida bis hinauf nach North Carolina, hauptbetroffen ist in dieser Hinsicht aber South Carolina. Das NHC rechnet hier mit einem Pegelanstieg von 1 bis 2 Metern.

Abb. 4: Isobarenkarte und Böenspitzen für Freitag, 30. September 12 UTC. Modell ECMWF
Nach dem Auftreffen auf Land zieht Ian weiter in Richtung Nordwest bis Nord und schwächt sich dabei rasch zu einem Sturmtief ab. Die Windgeschwindigkeiten gehen zurück, allerdings bringt er auch in North Carolina und Virginia noch starken Regen.

Abb. 5: Regensummen bis Montag, 3. Oktober 21 UTC
Zwischenfazit Ian
Hurrikan Ian traf gestern um 15:05 Ortszeit (21:05 Schweizer Zeit) in der Nähe von Cayo Costa in Florida auf Land. Dabei wies er in seiner Eyewall Durchschnittswinde von knapp 250 km/h auf, wodurch er als ein starker Kategorie 4 Hurrikan galt. Seit Auszeichungsbeginn trafen lediglich 4 Hurrikan mit stärkeren Winden auf das US-Festland. Zum einen ist dies der "Labor Day"-Hurrikan im Jahr 1935, Camille (1969), Andrew (1992) und Michael (2018). Wie auf zahlreichen Bildern und Videos zu sehen ist brachte die gewaltige Sturmflut von mehreren Metern Höhe enorme Schäden. Dieses Vorher-/Nacherbild einer Hotelanlage zeigt die grossen Veränderungen innerhalb von nur einer Stunde. Ein genaues Bild über die Lage wird sich heute im Tageslicht offenbaren – es wird kein schöner Anblick sein.

Abb. 1: Sanibel Harbor Resort im Vorher-/Nachervergleich
Auch die Niederschlagssummen der vergangenen 24 Stunden sind teilweise enorm. Hier dargestellt in Inches, mittels Umrechnungsfaktor von 25 kommt man auf die uns bekannten mm oder Liter/Quadratmeter. Verbreitet wurden also 150 bis 200 mm gemessen, allerdings fielen diverse Messstationen in den Bereichen der stärksten Winde und Niederschlägen aus, ausserdem sind grosse Messfehler zu erwarten. Mittels Radardaten ist wohl eher von verbreitet 250 bis 300 mm auszugehen – und weiterhin regnet es teilweise stark.

Abb. 2: Gefallene Regensummen innerhalb der letzten 24 Stunden in Inches (Quelle: NOAA)
Die Hurrikanwinde haben aber auch grosse Schäden an der Infrastruktur hinterlassen. Stand heute Morgen waren mehr als 2,3 Millionen Haushalte ohne Strom. Viele weitere werden dazukommen, ausserdem dürfte die Instandsetzung mehrere Tage oder gar Wochen in Anspruch nehmen.

Abb. 3: Stromausfälle in Florida (Quelle: poweroutage.us)
"Ian" ist der 4. stärkste Hurrikan in Florida
Hurrikan "Ian" tobt sich in Florida aus. Am Airport in Punta Gorda sind Windspitzen bis 200 km/h gemessen worden. Es ist der 4. stärkste Hurrikan der seit Aufzeichnungen auf Florida getroffen ist. Stärker waren nur folgende Hurrikans:
Name | Jahr |
Labor Day | 1935 |
Andrew | 1992 |
Michael | 2018 |
Für mehrere Millionen Menschen steht das öffentliche Leben aktuell still. Über eine Million Haushalte haben in Florida aktuell keinen Strom. Um 17:00 Uhr Ortszeit waren 1'114'009 Haushalte stromlos. Betroffen sind vor allem die Countys, bei denen Ian auf Land getroffen ist, beispielsweise das Lee County, Sarasota, Collier oder Charlotte. Im Lee County müssen über 70% der Haushalte ohne Stromversorgung auskommen.

Abb. 1: Über 1 Million Haushalte haben in Florida aktuell keine Elektrizität (Quelle: poweroutage.us)
Hurrikan Ian zieht in den kommenden Stunden sehr langsam in nordöstlicher Richtung weiter. Zwar unter allmählicher Abschwächung, aber immer noch mit erheblicher Stärke. Aufgrund der langsamen Bewegung sind nun vor allem die extremen Regenmengen ein Problem. Es wird grossflächig Überflutungen geben. In der Zugbahn liegt auch die Städte Kissimmee , Orlando oder Daytona Beach. Bis Hurrikan Ian allerdings auf der Atlantikseite ankommt, wird er sich auch zu einem Tropensturm abgeschwächt haben.
Windspitzen bis 200 km/h
Hurrikan "Ian" ist vor kurzer Zeit zwischen Cape Coral und Punta Gorda an der Golfküste in Florida auf Land getroffen. Das Auge im Zentrum des Sturms ist nach wie vor sehr gut ausgeprägt.

Abb. 1: Hurrikan Ian trifft zwischen Cape Coral und Punta Gorda auf Land (Bild: NOAA).
Während Messflugzeuge in der Eyewall beim Landfall bis 240 km/h gemessen hatten, haben die Wetterstationen am Boden Windspitzen bis knapp 180 km/h gemessen. Windstärken in dieser Grössenordnung richten massive Schäden an!
Nachfolgend ein paar Messwerte mit maximalen Windböen:
Ort | Max. Windböe |
Punta Gorda Airport | 200 km/h |
Cape Coral | 177 km/h |
Peace River | 164 km/h |
Saint James City | 156 km/h |
Fort Myers (Airport) | 161 km/h |
Fort Myers (River) | 129 km/h |
Venice Airport | 132 km/h |
Sarasota | 132 km/h |
Mittlerweilen sind über 800'000 Haushalte in Florida ohne Strom. Hurrikan Ian beginnt sich nun über Land allmählich etwas abzuschwächen, bringt allerdings auf seiner weiteren Zugbahn nach wie vor Windspitzen bis über 100 km/h. Zudem fällt viel Regen, stellenweise über 500 mm Regen (in den gelb gefärbten Regionen).

Abb. 2: Prognostizierte Regenmenge in der Zugbahn von Hurrikan Ian. In den gelb gefärbten Bereichen fallen in 24 Stunden 500 mm oder mehr Regen. (Bild: https://www.tropicaltidbits.com/)
Gigantische Sturmflut
Das Wasser an der Golfküste von Florida steigt und steigt. Bei der Messstation in Naples ist der Wasserstand des Golf von Mexiko um 2,5 Meter gestiegen. Aktuell steht das Wasser bei 9.05 ft. Zum Vergleich: Irma brachte bisher den Rekord mit 4.02 ft. Das Wasser steht also bereits mehr als doppelt so hoch wie während des verheerenden Wirbelsturms Irma im 2017. Grosse Teile der Küstenregion stehen aktuell unter Wasser. So beispielsweise auch der bei Touristen sehr beliebte und bekannte Fort Myers Beach.

Abb. 1: Fort Myers Beach steht komplett unter Wasser. Bild: @wxkaitlin / Twitter

Abb. 2: Fort Myers Beach steht komplett unter Wasser. Bild: @wxkaitlin / Twitter
Eindrücklich hat auch die Webcam an der Bonita Springs den Anstieg des Meerwassers festgehalten.

Abb. 3: Gestern herrschte an der Bonita Springs noch die Ruhe vor dem Sturm! (Bild: https://526540bdc27a7.click2stream.com/)

Abb. 4: Situation heute Morgen an der Bonita Springs. (Bild: https://526540bdc27a7.click2stream.com/)

Abb. 5: Auch vor der Bonita Springs macht die Sturmflut nicht Halt!! (Bild: https://526540bdc27a7.click2stream.com/)
"Ian" trifft als starker Kat. 4 Hurrikan auf Land
Hurrikan "Ian" steht unmittelbar vor seinem zerstörerischen Landfall an der Golfküste von Florida in der Region Fort Myers – Cape Coral – Punta Gorda – Port Charlotte. Die Windgeschwindigkeit in der "Eyewall" erreicht aktuell laut Messung des National Hurricane Center in Miami fast 155 mph (250 km/h), damit ist Ian noch ganz knapp als Kategorie 4 Hurrikan eingestuft. Ein Kategorie 5 (höchste Kategorie auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala) muss 157 mph oder mehr erreichen.

Abb. 1: Satellitenbild von Hurrikan Ian kurz vor Landfall an der Golfküste von Florida (Quelle: NOAA / Bild von 28.09.2022 / 18:00 Uhr MEZ).
Verheerende Sturmflut an der Golfküste
Neben den verheerenden Winden wird der Hurrikan auch massive Regenfälle verursachen. Stellenweise rechnen die Wettermodelle innerhalb von 24 Stunden mit bis zu 500 mm Regen - dies nicht nur an der Küste, sondern auch weit ins Landesinnere. Zum Vergleich: In Bern fallen in einem durchschnittlichen Jahr rund 1000 mm Regen. Der viele Regen wird grossflächig Überschwemmungen verursachen.
Eine weitere sehr grosse Gefahr geht von der massiven Sturmflut aus, die vom Golf von Mexiko an die Küste drückt. Diese Flutwelle dürfte mehrere Meter hoch sein. In Naples hat die Messstation bereits jetzt einen Anstieg um rund 5 Feet gemessen. Dies sind rund 1,5 Meter. Das ist hier ein neuer Rekord. Der bisherige Rekord wurde im Jahre 2017 durch Hurrikan Irma aufgestellt (4.02 ft über MHHW). Aktuell steht das Wasser bei 4.55 ft über dem durchschnittlichen Niveau.

Abb. 2: Wasserpegelanstieg in Naples um rund 5 Feet (1,5 Meter) (Quelle: NOAA/NOS))
Mehr Tote durch Fluten als durch Wind
Tropische Wirbelstürme entwickeln durch die sehr grosse Menge an latenter Energie unfassbare Kräfte, dies zeigt auch Hurrikan Ian eindrücklich. Dadurch kommen im Zusammenhang mit solchen Stürmen – trotz Warnungen – regelmässige zahlreiche Menschen ums Leben. Allerdings wird nur etwa 1 von 10 Todesopfer direkt durch den Wind verursacht. Ein Grossteil der Todesopfer stirbt durch die Fluten. Dies ist auch in diesem Fall wieder eine gigantische Gefahr!
Ian womöglich schon Kategorie 5
Neuste Rohdaten von Flugzeugen zeigen Winde von über 155 Meilen pro Stunde (250 km/h) womit Ian ein Hurrikan der fünften und somit höchsten Kategorie angehört. Sollte dies sich bestätigen und würde er diese Stärke bis zum erwarteten Landgang in wenigen Stunden halten, wäre er erst der fünfte Hurrikan, welcher auf die USA trifft. Die andern vier waren der „Labor Day“-Hurrikan 1935 in den Florida Keys, Camille 1969 in Mississippi, sowie Andrew (1992) und Michael (2018) in Florida. Ian könnte aber der erste Kategorie-5 Hurrikan werden, welche die Wetsküste von Florida trifft. Er hat dabei eine ähnliche Zugbahn wie Hurrikan Charley, welcher mit Windspitzen von rund 240 km/h am 13. August 2004 in Punta Corda, nur unweit von Port Charlotte an Land ging. Auch diesmal scheint Port Charlotte mitten im Zentrum zu stehen. Die neusten Modelle bezüglich erwarteten Sturmfluthöhen lassen eine Katastrophe befürchten. In dem relativ seicht ansteigenden Gelände muss mit einer bis zu 16ft. (knapp 5 Meter) hohen Sturmflut gerechnet werden.

Abb. 1: Erwartete Sturmfluthöhen (Quelle: NOAA)
Unterdessen steigt ob des heranziehenden Hurrikans an den ersten Orten die Meerespegel. Hier am Beispiel von Naples, rund 30 km südlich von Cape Charlotte.

Abb. 2: Steigende Meeresspiegel in Naples (Quelle: NOAA)
In diversen Counties gibt es erste Schäden an der Infrastruktur. Im County Collier sind derzeit rund 30‘000 Haushalte ohne Strom. In ganz Florida beträgt die Zahl derzeit mehr als 150‘000 mit stark steigender Tendenz.

Abb. 3: Stromausfälle in Florida (Quelle: poweroutage.us)
Ian nun ein Hurrikan der vierten Kategorie
Ian wurde vor kurzem zu einem Hurrikan der vierten Kategorie raufgestuft. Mittels Flugmissionen durch das Sturmzentrum (Hurricane Hunters) wurden anhaltende Winde von rund 250 km/h gemessen, Böen erreichen derzeit rund 280 km/h, der Kerndruck sank auf 942 hPa (nach neusten Daten gar auf 939 hPa). Nachfolgende Darstellung zeigt die aktuelle Flugmission durch das Zentrum von Ian. Die Fähnchen zeigen dabei aus welcher Richtung der Wind weht, die Farbe gibt die Intensität des Windes an. Violett und höher zeigt dabei Winde von mindestens Hurrikanstärke. Typischerweise fliegen die Aufklärungsflugzeuge ein Zickzackmuster, um die Windverhältnisse in allen Quadranten des Sturmes abbilden zu können (nebst dem Wind werden natürlich noch viele weitere Daten gemessen, so beispielsweise der Druck, die Temperatur, vorherrschende Niederschlagsintensitäten oder die Luftfeuchtigkeit).

Abb. 1: Flugmission durch Ian (Quelle: Tropical Tidbits)
Hier folgt ein Beispiel aus der gleichen Flugmission von heute Vormittag/Mittag. Links oben werden in einem zeitlichen Verlauf die vorherrschenden (Flug-)Windgeschwindigkeiten (blau) und der Luftdruck auf Meereshöhe (rot) gemessen. Links unten werden die Temperaturen auf Flugniveau (in rund 3 Kilometern) und der Taupunkt dargestellt. Rechts findet man Informationen zu Niederschlag, Oberflächenwinden und Flughöhe des Flugzeugs.

Abb. 2: Flugdaten des Aufklärungsflugzeugs von heute Mittag (Quelle: Tropical Tidbits)
Gemäss Informationen von NOAA soll heute zudem ein neues Tool für die Aufklärung von Tropenstürmen eingesetzt werden. Während rund 3.5 Stunden wird eine Art Drohne im Sturmzentrum Daten sammeln und den entsprechenden Behörden live übermitteln.
Nebst den bereits erwähnten Gefahren von Sturmfluten und Starkniederschlägen bringt Ian auch die Gefahr von Tornados. Hier sind besonders Gebiete auf der vorderen und rechten Sturmseite betroffen. Dies birgt im aktuellen Fall besonders eine Gefahr für die Osthälfte von Florida. Gestern wurden rund um Fort Lauterdale bereits vier Tornados bestätigt, heute dürften etwas weiter nördlich noch einige weitere folgen.
Hurrikan Ian gewinnt weiter an Stärke
Seit gestern Morgen wird Ian als Major-Hurrikan klassifiziert. Das heisst er entspricht auf der Saffir-Simpson-Skala mindestens Kategorie 3 (von 5). Während er vor knapp 24 Stunden das westliche Kuba getroffen und überquert hat, schwächte er sich trotz der Interaktion mit den Landmassen nur geringfügig ab. Seit dem späteren Dienstagnachmittag liegt Ian nun wieder über warmen Wassermassen des Golfs von Mexikos und hat sich seither wieder verstärkt. Dies ist umso mehr verwunderlich, da er in den letzten Stunden einen sogenannten Eyewall-Replacement-Cycle durchlaufen hat. Dieser Prozess ist für starke Tropenstürme nichts aussergewöhnliches, dabei wird das ursprüngliche Auge durch ein neues und grösseres Sturmzentrum ersetzt. Normalerweise führt dieser Prozess dazu, dass sich der Sturm kurzzeitig leicht abschwächt, allerdings scheint Ian davon nicht gross beeindruckt gewesen zu sein. Ians Auge weist verglichen mit dem Vorabend einen rund doppelt so grossen Durchmesser auf. Dadurch wurde sein Windfeld deutlich vergrössert, wodurch nun weitere Gebiete mit Sturm- oder gar Hurrikanwinden rechnen müssen.
Aktuell liegt Ian rund 200 km südwestlich von Cape Coral, der Region seines prognostizierten Landgangs im späteren Verlauf des Mittwochs. Die Prognosen über seine Zugbahn haben sich verglichen mit gestern weiter nach Süden verlagert - mit schwerwiegenden Konsequenzen. Eine nördlichere Zugrichtung hätte nämlich den dort vorherrschenden starken Höhenwinden mehr Zeit gegeben, die Struktur von Ian zu schwächen. Je rascher (südlicher) Ian auf Land treffen wird, desto stärker werden seine direkten Folgen sein. Gemäss neusten Modellen könnte Ian vor dem Landgang gar noch zu einem Hurrikan der vierten Kategorie raufgestuft werden, dazu wird er sich nur langsam fortbewegen.
Unabhängig von seiner Kategorie wird Ian sehr grosse Schäden anrichten, es scheint wohl leider der "perfect storm" zu werden. Dabei gilt es nicht nur auf die Winde zu achten, sondern auch die extremen Niederschlagsmengen. Gebietsweise werden in den kommenden 84 Stunden mehr als 500 mm zusammenkommen.

Abb. 1: Prognostizierte Niederschlagssummen in den kommenden 84 Stunden gemäss NAM (Quelle: College of DuPage)
Daneben werden auch extreme Sturmfluten erwartet. In Key West wurde nebst Hurrikan Wilma (2005) und Irma (2017) seit 1913 noch nie so hohe Sturmfluten gemessen. Für den Küstenabschnitt Chokoloskee bis Middle of Longboat Key werden bis zu 4 Meter hohe Sturmfluten erwartet. Zusammen mit dem Regen wird dies zu extremen Überschwemmungen führen.

Abb. 2: Erwartete Sturmfluthöhen (Quelle: NOAA)
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Hurrikan Ian
Ian hat sich zu einem Sturm der Kategorie 3 auf der Saffir-Simpson-Skala verstärkt. Vor kurzem ist sein Zentrum im westlichen Teil von Kuba auf Land getroffen. Die mittlere Windgeschwindigkeit beträgt aktuell 175 km//h mit Böen von deutlich über 200 km/h. Neben den Zerstörungen durch den Wind sorgen auch die enormen Regenmengen für grosse Probleme, es drohen Überflutungen und Erdrutsche!

Abb. 1: Hurrikan Ian mit inzwischen ausgeprägtem Auge über dem westlichen Kuba. Bildquelle: NOAA
In einigen Stunden verlagert sich Hurrikan Ian nordwärts auf den Golf von Mexiko hinaus. Über dem sehr warmen Wasser wird er sich noch etwas verstärken und wohl Kategorie 4 erreichen. Allerdings werden die atmosphärischen Bedingungen für den Sturm allmählich komplizierter. Ein Hochdruckrücken im Westen und ein Höhentrog weiter nördlich über den USA beeinflussen zusehends die weitere Entwicklung. Dieser Umstand sorgt auch für eine gewisse Varianz bei der Berechnung der Zugbahn. In der kommenden Nacht zieht er westlich an Key West vorbei und erreicht in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag die Westküste Floridas. Seine Zuggeschwindigkeit nimmt dabei deutlich ab, er verlagert sich in weiterer Folge nur noch sehr langsam. Nach den aktuellen Berechnung trifft er im Grossraum Tampa als Sturm der Kategorie 3 auf Land.

Abb. 2: Berechnete Böenspitzen bis Samstag 00 UTC, Modell ECMWF
Allerdings ist für die Tampa Bay Area entscheidend, ob leicht nördlich oder südlich. Bei der ersten Variante würde der Südwestwind in voller Orkanstärke über etliche Stunden das Meerwasser in die Bucht hineindrücken, was eine katastrophale Sturmflut zur Folge hätte. Der Pegel könnte dabei um über 3 Meter ansteigen. Das umliegende Terrain ist sehr flach, das Wasser würde bis weit in das Siedlungsgebiet vordringen! In der Tampa Bay Area leben 2,8 Millionen Menschen.

Abb. 3: Satellitenaufnahme der Tampa Bay Area. Das Wasser in der Bucht ist im Schnitt nur 3 Meter tief.
Trifft er südlicher auf Land, wären Port Charlotte und Cape Coral stärker betroffen. Auch hier ist der Wind nur ein Teil des Problems, die Schäden und das Gefährdungspotential durch das Wasser sind meist wesentlich grösser. Neben der Sturmflut sorgen die das Zentrum umlaufenden Regenbänder für enorme Niederschlagsmengen. Manche Modelle berechnen für die Tampa Bay Area um die 500 mm Regen – dies zusätzlich zur Sturmflut!

Abb. 4: Berechnete Regenmengen bis Samstag 00 UTC, Modell ECMWF
Im Laufe des Donnerstags verlagert sich Ian langsam in nordöstlicher Richtung landeinwärts. Er schwächt sich dabei bezüglich der Windgeschwindigkeiten rasch ab, sein Kerndruck steigt, allerdings zieht er vor allem zu Beginn nur langsam. Das bedeutet weiterhin intensiven Regen über viele Stunden in weiten Teilen Floridas. Bei der weiteren Entwicklung am Freitag und Samstag werden die Unsicherheiten grösser. Bis jetzt schien die favorisierte Zugbahn nordwärts in Richtung Georgia und der Carolinas, dabei würde sich Ian zu einem tropischen Tief abschwächen. Eine neuere Variante ist, dass er Florida nordostwärts überquert und dann noch einmal den Atlantik erreicht. Hier könnte er in weiterer Folge noch einmal Energie tanken.
Bisheriger Saisonverlauf im Atlantik
Im Vorfeld der atlantischen Hurrikansaison, welche typischerweise im Juni beginnt, wurde von diversen renommierten Universitäten und Wetterdiensten eine erneut überdurchschnittlich aktive Saison prognostiziert. Als Begründung wurde das weiter vorherrschende Klimaphänomen La Nina genannt, dieses sorgt nämlich für generell weniger ausgeprägte Höhenwinde über den Tropen und somit für weniger Windscherung. Die relativ windanfällige Struktur eines Tropensturms wird daher weniger "zerrissen". Trotz diesen Vorzeichen bildeten sich bis Anfang September nur vier benannte Sturmsysteme. Womöglich hemmte nicht zuletzt die meist relativ trockene und sandbeladene Luft vor der afrikanischen Küste, einem typischen Entstehungsgebiet, die Entwicklung von weiteren Systemen. Seit Beginn dieses Monats haben sich nun aber fünf weitere tropische Stürme gebildet, darunter zwei Hurrikan. Besonders Fiona hat in den vergangenen Tagen immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, einen entsprechenden Blog ist hier zu finden. Betrachtet man sich die total akkumulierte Energie aller Stürme, so lagen wir lange Zeit deutlich unter der Klimatologie. In den letzten Tagen zeigte die Kurve aber stark nach oben.

Abb. 5: Akkumulierte Energie tropischer Stürme im Altlantik - schwarz die langjährige Klimatologie, blau der bisherige Verlauf (Quelle: Colorado State University)