Vor allem im Laufe des Montags und in der Nacht auf Dienstag ist mit einer langgestreckten Süd- bis Südwestströmung in der Schweiz wieder viel Saharastaub in der Luft zu erwarten. Dieser Saharastaubschub wird am Dienstag weiter nach Osten verdrängt bzw. mit einer durchziehenden Kaltfront ausgewaschen. Saharastaub hat dabei mannigfaltige Auswirkungen auf Mensch und Umwelt in Europa, aber auch weltweit.
Heute Montag viel Saharastaub
Wie angekündigt, ist heute Montag viel Saharastaub in der Luft, nur das Bündnerland bleibt am Vormittag von hohen Konzentrationen noch verschont (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Aerosol(Saharastaub)vorhersage für Mitteleuropa für heute Morgen; Quelle: Copernicus Atmosphere Monitoring Service
So zeigen denn auch heute Morgen die Webcams im Westen eine deutlich schlechtere Sicht als beispielsweise im Oberengadin (vgl. Abb. 2 und 3).
Abb. 2: Webcam La Dôle heute Morgen; Quelle: roundshot
Abb. 3: Webcam Sils im Oberengadin heute Morgen; Quelle: roundshot
Im Laufe des Tages gibt es dann auch ganz im Südosten immer mehr Saharastaub.
Erkennbar ist der Saharastaub auch bei den Feinstaubwerten PM10, die heute Morgen auf dem Jungfraujoch deutlich über dem Grenzwert liegen (vgl. Abb. 4).
Abb. 4: Schadstoffwerte heute Morgen; Quelle: Bundesamt für Umelt BAFU
Die höchsten Saharastaubkonzentrationen sind heute Montag in der zweiten Tageshälfte und in der Nacht auf morgen Dienstag zu erwarten. Morgen Dienstag drängt dann eine Kaltfront die Zone mit den hohen Konzentrationen nach Osten ab, teilweise findet auch eine gewisse Deposition statt (Blutregen).
Ablauf des nächsten Saharastaubschubs
Heute Freitag und bis Montag wird mit einer südwestlichen bis Anfang Woche südlichen Höhenströmung ausgesprochen warme Luft nach Mitteleuropa und damit auch zur Schweiz geführt (zum Wetter und den erwarteten (Rekord-)Temperaturen siehe den Blog von gestern). Während heute in West- und Mitteleuropa noch wenig Saharastaub in der Luft ist, gelangt am Wochenende ein staubgeschwängter Schub über Spanien und Südwestfrankreich sowie Nordwestdeutschland bis weit in den Norden nach Südskandinavien (vgl. Abb. 1).
Abb. 1: Aerosol(Saharastaub)vorhersage für Mitteleuropa für Sonntagmittag; Quelle: Copernicus Atmosphere Monitoring Service
Die Schweiz wird am Wochenende von diesem Saharastaubschub noch kaum betroffen, am ehesten gibt es am Sonntag und im Westen bereits etwas Saharastaub. Dies ändert sich dann am Montag, wo sich die Zone mit hohen Saharastaubkonzentrationen weiter nach Osten verlagert und zunehmend auch die Schweiz betrifft (vgl. Abb. 2).
Abb. 2: Aerosol(Saharastaub)vorhersage für Mitteleuropa für Montagmittag; Quelle: Copernicus Atmosphere Monitoring Service
Dies bedeutet, dass die Luft am Montag von West nach Ost zunehmend diesiger wird und damit auch die Bildung von hohen Wolken gefördert wird. Damit könnten auch die Temperaturen leicht tiefer sein als von den Wettermodellen berechnet.
Am Dienstag zieht dann eine Kaltfront von West nach Ost, wodurch der Saharastaubschub nach Osten abgedrängt wird und teilweise bei uns auch ausgewaschen bzw. deponiert wird.
Auswirkungen auf Mensch und Umwelt in Europa
- Trübung der Luft: Deutlich macht sich der Saharastaub durch eine Trübung der Luft bemerkbar. Bei hohen Konzentrationen färbt sich die Luft dabei gelblich. Die Sonne erscheint meist nur trüb und wie durch ein Milchglas (vgl. Abb. 3).
Abb. 3: Milchiger und fahler Sonnenschein bei viel Saharastaub; Quelle: roundshot Kronberg vom März 2022
- Stark erhöhte Feinstaubwerte vor allem in der Höhe: Saharastaub besteht, wie der Name schon sagt, hauptsächlich aus Staubbestandteilen, die wiederum zu rund 60% aus Quarz bestehen. Stark erhöhte Konzentrationen gibt es dabei vor allem in der Höhe. Studien haben gezeigt, dass Saharastaub gesundheitlich gesehen deutlich harmloser ist als beispielsweise verkehrsbedingter Feinstaub. Trotzdem kann er bei Personen mit Asthma und Atemwegsbeschwerden zu vermehrten Problemen führen. Vermutet, aber noch nicht bewiesen, ist zudem, dass Pollen in Verbindung mit Saharastaub aggressiver werden.
- Blutregen: Als Blutregen wird die rötliche Färbung von Regen bezeichnet, welche hauptsächlich durch Niederschläge mit einem Saharastaubschub verursacht wird. Dieser Blutregen wäscht den Staub aus der Luft und kann Autos, Fensterscheiben und Gartenmöbel mit einer rötlich-braunen Schicht bedecken (vgl. Abb. 4).
Abb. 4: Niedergeschlagener Saharastaub auf Autos; Quelle: UBIMET
- Gelblich/brauner Schnee: Wird der Saharastaub auf Schnee deponiert, kann dieser bei starken Ereignissen einen gelblichen bis bräunlichen Schimmer erhalten (vgl. Abb. 5).
Abb. 5: Verfärbter Schnee durch Saharastaub vergangenen Ostersamstag; Quelle: roundshot Paradiso St. Moritz
- Verstärkte Eisschmelze und damit verstärkter Gletscherrückgang: Wenn viel Saharastaub auf Gletschern deponiert wird, verstärkt dies die Eisschmelze. Während auf Eis nämlich rund 90% der Sonnenstrahlung reflektiert wird, nimmt staubbedecktes Eis viel mehr Energie auf, sodass dieses schneller schmilzt. Saharastaub hatte einen sehr grossen Einfluss auf die Rekordeisschmelze der Alpengletscher im vorletzten Jahr. Auch dieses Jahr könnte er einen Einfluss haben, erleben wir doch nach Ostern bereits das zweite stärkere Saharastaubereignis. Immerhin ist die Schneemenge in hohen Lagen und damit auf der Höhe der Gletscher gegenüber dem langjährigen Mittel aktuell überdurchschnittlich (vgl. Abb. 6). Allerdings kann sich die Situation rasch ändern, sollten sich im Frühling weitere so milde Phasen wie am Wochenende einstellen.
Abb. 6: Aktuelle Schneehöhe im Vergleich mit dem langjährigen Mittelwert für den 5. April (Blautöne überdurchschnittlich); Quelle: WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF
Auswirkungen weltweit
- Düngeeffekt: Die bunte Mischung aus Quarzsand, Ton, Goethit, Gips sowie fossilierten Algen (die Sahara war nicht immer eine Wüste) dient als Dünger. Zwar weniger bei uns, sondern auf Umwegen in anderen Regionen der Erde. So wird der aufgewirbelte Sand und Staub beispielsweise im Frühsommer mit den Passatwinden über den Atlantik bis in die Amazonasregion transportiert, hier düngt er den ansonsten eher nährstoffarmen Regenwald. Ohne die Sahara würde es wohl den Amazonasregenwald in der Form, wie wir ihn heute kennen, nicht geben! In Europa profitiert vor allem die Iberische Halbinsel vom Saharastaub, hier ist der Weg zur Sahara natürlich kürzer und sind damit Saharastaubschübe häufiger. Insgesamt transportieren die grossräumigen Luftströmungen im Laufe eines Jahres geschätzte 500 Millionen Tonnen Saharastaub über den Erdball, rund 40 Millionen Tonnen erreichen dabei die Regenwälder des Amazonas.
- Saharastaub hemmt Hurrikans: Studien haben ergeben, dass der Schleier des Saharastaubs das Sonnenlicht reflektiert und absorbiert, wodurch die Meeresoberfläche kühler wird, was den sich bildenden Hurrikans die nötige Energie nimmt. Bei viel Saharastaub gibt es so kaum starke Hurrikans.