Gestern sah es noch nach einer länger anhaltenden Nordstaulage aus, nun aber sieht es aber doch eher nach zwei getrennten Niederschlagsereignissen aus. So oder so, der Winter gibt ein Lebenszeichen von sich. Auf den Bergen kommt viel Neuschnee zusammen!
Kein durchgehender Nordstau
Im Vergleich zu gestrigen Prognosen hat sich der Ablauf etwas gewandelt, an der winterlichen Wetterphase mit einer ordentlichen Portion Neuschnee ändert dies aber wenig. Heute prägt noch ein Hoch unser Wetter, dieses zieht sich in der kommenden Nacht aber auf den Atlantik zurück. Die nordwestliche Höhenströmung führt morgen in der Früh eine erste Kaltfront zur Alpennordseite, Schauer breiten sich aus.
Immer kältere Luft
Die Schneefallgrenze liegt anfangs bei rund 1500 Metern. Bei kräftigem Westwind erreichen die Temperaturen 8 bis 10 Grad. Gegen Abend folgt eine zweite Kaltfront, mit ihr erreicht uns noch einmal deutlich kältere Luft. So sinkt die Schneefallgrenze am Abend unter 1000 Meter, in der Nacht dann rasch in tiefe Lagen. Am Samstag folgen immer neue Staffeln feuchter und kalter Polarluft, welche sich entlang der Alpen staut. Hier gestaltet sich der Samstag trüb und winterlich, der Schnee fällt bis in den Talboden. Allerdings weht oft böiger Wind, zudem sind die Böden nicht gefroren. Die Neuschneemengen halten sich so in den tiefen Lagen wohl eher in Grenzen. Im Flachland gibt es ohnehin nur gelegentliche Schnee- oder Schneeregenschauer. Auf den Bergen kommt es dagegen zu einem erheblichen Neuschneezuwachs, denn auch in der Nacht zum Sonntag schneit es weiter.
Abb. 1: Wetter am Freitag – im Norden wiederholte Schauer, am Abend deutlich sinkende Schneefallgrenze; Quelle: MeteoNews
Zwischenhocheinfluss
Am Sonntag selbst dehnt sich aber von Westen her ein Zwischenhoch zur Schweiz aus, die Schneeschauer ziehen sich an den östlichen Alpennordhang zurück und lassen tagsüber auch hier nach. Die Wolken lockern sich auf, in der Romandie ist es am Nachmittag zum Teil sogar recht sonnig. Im Süden dominiert im Schutz der Alpen ohnehin die Sonne, in den Tälern bläst das ganze Wochenende hindurch Nordföhn. Von Freitag- bis Sonntagmittag fällt im Norden auf den Bergen verbreitet bis zu einem halben Meter Neuschnee, regional begrenzt ist bis zu einem Meter denkbar. Allerdings wird der Schnee durch den Wind verfrachtet, es bilden sich tückische Triebschneeansammlungen – die Lawinengefahr steigt entsprechend an.
Abb. 2: 48-stündige Neuschneemenge bis Sonntag, 26. November 12 Uhr UTC ; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Tief über dem Ärmelkanal
Zu Beginn der nächsten Woche kommen wir auf die Vorderseite eines kleinen Tiefs über dem Ärmelkanal, die dazugehörige Warmfront nähert sich an. So bringt der Montag zwar wieder viele Wolken, aus heutiger Sicht geht aber ein grosser Teil des Tages noch trocken über die Bühne. An diesem Timing kann sich aber durchaus noch etwas ändern! Im Laufe des Nachmittags, spätestens aber gegen Abend setzen von Westen her neue Niederschläge ein. Dabei kann es anfangs oft noch bis in tiefere Lagen schneien, vor allem im Westen steigt die Schneefallgrenze dann aber etwas an. In der Nacht auf Dienstag zieht das Tief über Frankreich, die Schweiz und Italien in Richtung Adria. Auf seiner Rückseite dreht die Höhenströmung ein weiteres Mal auf Nord, auf diesem Weg gelangt bis Mittwoch sehr kalte Polarluft zu uns. Die Schneefallgrenze sinkt in tiefe Lagen, mit Eintreffen der kältesten Luft lassen dann aber auch die Niederschläge nach. Die Modelle sind sich auch noch etwas uneinig, wie kalt genau diese Luftmasse dann sein wird.
Abb. 3: 48-stündige Niederschlagsmenge bis Mittwoch 03 Uhr UTC ; Quelle: MeteoNews, Ubimet
Am Donnerstag wird wohl vorübergehend wieder ein Zwischenhoch wetterwirksam. Der über 2/3 aussergewöhnlich warme Herbst geht mit winterlichen Temperaturen zu Ende!
Abb. 4: Aussichten für die kommenden Tage; Quelle: MeteoNews
Wetterlage
Das Hochdruckgebiet Bionda positioniert sich ab Freitag über dem Atlantik und West-/Nordwesteuropa. Auf der anderen Seite liegt eine Tiefdruckzone Niklas im Osten und Nordosten Europa. Dazwischen verläuft das Starkwindband in den höheren Schichten der Troposphäre (unterster Teil der Atmosphäre in dem sich das Wetter abspielt) – der Jetstream – von Nord nach Süd über die Alpen (Abb. 1). Die Lage wird über mehrere Tagen blockiert, damit gelangt dauerhaft kalte und schubweise feuchte Luft zur Alpennordseite. Durch den Nordwind wird die feuchte Luft zusätzlich an den Bergen gestaut, bzw. zum Aufsteigen gezwungen, was zu einer Verstärkung der Niederschläge führt.
Abb. 1: Der Jetstream verläuft von Freitag bis weit in die kommende Woche hinein genau von Nord nach Süd über die Alpen.; Quelle: MeteoNews / UBIMET
Viel Schnee für die Bergregionen
Aus der oben beschriebenen Wetterlage ergibt sich für den Alpennordhang eine ausserordentlich interessante Schneelage. Es fallen dabei zwar innert kurzer Zeit nicht enorme Schneemengen, da jedoch über mehrere Tage wiederholt Schnee fällt, ergibt sich in Summe trotzdem ein grosser Neuschneezuwachs. Die grössten Neuschneemengen dürften zwischen dem Berner Oberland, der Zentralschweiz bis in den Alpstein und nach Nordbünden/Rätikon und weiter östlich über den Voralberg, das Tirol bis zu den Hohen Tauern und den örtlichsten Ausläufern der Alpen fallen. Es gibt zwar in den Modellen noch gewissen Unsicherheiten, es deutet aber vieles darauf hin, dass in den erwähnten Regionen oberhalb von 600 bis 800 Metern von Freitagmorgen bis Montagabend in einer ersten Phasen verbreitet 50 bis 100 cm Neuschnee resultieren.
Das wird voraussichtlich aber noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Schneefälle dürften auch im weiteren Verlauf der kommenden Woche zur Tagesordnung gehören. Die Lawinengefahr wird massiv ansteigen – auch weil der Schnee in der Höhe durch den stürmischen Nordwind zusätzlich stark verfrachtet wird!
Wenig Schnee fürs Flachland
Während die Berge in den mittleren und höheren Lagen dick eingeschneit werden, wird es in den tiefsten Lagen der Täler deutlich weniger Schnee geben. Ebenfalls nur bescheidene Mengen Schnee werden im Mittelland erwartet, hier reicht es maximal für ein paar wenige Zentimeter, insbesondere im östlichen Mittelland.
Die nachfolgenden Karten illustrieren jeweils die täglichen Neuschneemengen von Freitag bis Montag für den gesamten Alpenraum (Abb. 2 bis 5) sowie die gesamte akkumulierte Neuschneesumme von Freitagmorgen bis Montagabend für die Schweiz und Österreich (Abb. 6 und 7) mit Prognosezeitpunkt am Mittwochmittag.
Es sei an dieser Stelle nochmals explizit darauf hingewiesen, dass die beiden letzten Karten nicht die liegende Schneehöhe am Montag simulieren. Es handelt sich um die akkumulierte Neuschneemenge über 4 Tage. Aufgrund der noch vorhandenen Bodenwärme gibt es in den tiefen Lagen beispielsweise Schmelzprozesse, die den in kleinen Mengen gefallen Neuschnee rasch auch wieder schmelzen lassen, zumindest teilweise. In den Bergen unterliegt der Schnee zudem einem dauernden Setzungsprozess. Bedeutet: Durch das Eigengewicht der grossen Schneemengen wächst die Schneehöhe nicht 1:1 mit der gefallenen Neuschneemenge, weil die Schneedecke laufend komprimiert wird.
Neue Modellkarten und weitere Einschätzungen zur Wetterlage folgen an dieser Stelle morgen.
Abb. 2: Erwartete Neuschneemenge am Freitag, 24. November 2024; Quelle: MeteoNews/UBIMET
Abb. 3: Erwartete Neuschneemenge am Samstag, 25. November 2024; Quelle: MeteoNews/UBIMET
Abb. 4: Erwartete Neuschneemenge am Sonntag, 26. November 2024; Quelle: MeteoNews/UBIMET
Abb. 5: Erwartete Neuschneemenge am Montag, 27. November 2024; Quelle: MeteoNews/UBIMET
Abb. 6: Neuschneeprognose von Freitagmorgen bis Montagabend für die Schweiz; Quelle: MeteoNews/UBIMET
Abb. 7: Neuschneeprognose von Freitagmorgen bis Montagabend für Österreich; Quelle: MeteoNews/UBIMET