Mit seiner inzwischen knapp 12 000 Kilometer langen Zugbahn und seiner beeindruckenden Langlebigkeit bricht Zyklon Freddy aktuell zahlreiche Rekorde, er könnte nun sogar zum energiereichsten Tropensturm weltweit seit Messbeginn werden.
Zyklon Freddy markiert neuen ACE Rekord!
Es war zu erwarten, nun ist es Realität. Zyklon Freddy ist der kumulativ energiereichste Sturm seit Beginn der Beobachtungen. Dieser Rekord lag bis zuletzt noch bei Ioke. Dieser startete 2006 im Pazifik südöstlich von Hawaii als Hurrikan, später zog er nordwestwärts über die Datumsgrenze in den Westpazifik und wurde dadurch von der Bezeichnung her zu einem (Super)Taifun. Er produzierte in seiner 17 Tage dauernden Existenz eine ACE (Accumulated Cyclone Energy) von 85,3. Zyklon Freddy existiert schon mehr als doppelt so lang. Inzwischen hat er Mosambik ein zweites Mal erreicht, sein Zentrum liegt über Land. Seine ACE liegt nun bei 86! Damit ist er in den vergangenen Stunden an Ioke vorbeigezogen.
Freddy trifft ein zweites Mal auf Mosambik
Nachdem Freddy am 24. Februar zwischen Beira und Maputo als ein Zyklon der zweiten Kategorie auf Land getroffen war, driftete der Tropensturm nach gut einer Woche über Land wieder nach Osten über die Strasse von Mosambik. Hier verstärkte sich das zwischenzeitliche Tropentief erneut zu einem Zyklon. Am vergangenen Dienstag (7. März) machte er kurz vor der Südküste Madagaskars liegend erneut eine 180°-Wendung. Seither erreichte er mit mittleren Windgeschwindigkeiten von bis zu 185 km/h und 1-minütigen Windspitzen von 230 km/h zwischenzeitlich gar wieder Kategorie 4 von 5. Heute Samstag schliesslich trifft Freddy mit mittleren Winden von rund 170 km/h in der Nähe der Stadt Quelimane auf Land. Bis und mit Montagabend (Ortszeit) ist je nach Modell mit extremen Niederschlagssummen von örtlich 700 bis knapp über 1000 mm zu rechnen! Zum Vergleich, in der Schweiz fällt in einem Jahr durchschnittlich etwa 1200 mm. Auch wenn tropische Regionen eher an starke Niederschläge angepasst sind, ist bei solchen Dimensionen mit grossen Überschwemmungen und schweren Schäden zu rechnen. Beim ersten Landgang wurden an der Station in Maputo innert 6 Stunden extreme 434 mm Regen verzeichnet!
Freddy bleibt aber nicht nur aufgrund seiner speziell verlaufenden Zugbahn mit mittlerweile deutlich über 12'000 km Länge (nur einer von vier Tropenstürme, die den gesamten Südindischen Ozean durchquert haben) und einer Lebensdauer von 33 Tagen in Erinnerung. Auch bezüglich erzeugten Energie liegt nur noch Ioke aus dem Jahr 2006 vor Freddy. Den 85 ACE von jenem Taifun dürfte Freddy noch bedrohlich nahe kommen (derzeit 81.3 ACE). Sowieso ist er bereits mit Abstand der energiereichste Tropensturm der Südhalbkugel. Einen weiteren Rekord hat Freddy ebenfalls inne. Er durchlief auf seiner Reise sechsmal einem sogenannten "rapid intensification"-Prozess. Hierbei müssen die Windgeschwindigkeiten innert 24 Stunden im Mittel um mindestens 55 km/h (30 kt) zunehmen.
Ein Sturm der Superlative
Zyklon Freddy liegt aktuell fast stationär vor der Südwestküste von Madagaskar und bringt hier viel Regen (aktuelle Satellitenanimation).

Abb. 1: Satellitenaufnahme von Freddy vor der Südwestküste von Madagaskar.; Quelle: Eumetsat
In den kommenden Stunden beginnt er aber langsam mit einer Verlagerung in Richtung Nordwesten von Madagaskar weg. Er zieht wieder auf die Strasse von Mosambik hinaus und verstärkt sich dabei erneut. Zwischen dem 10. und 11. März trifft er an der Ostküste von Mosambik ein weiteres Mal auf Land. Freddy existiert seit nun mehr 31 Tagen und zieht damit mit Hurrikan John aus dem Jahr 1994 gleich. Da er noch 3 bis 4 weitere Tage vor sich hat, steht Freddy als der langlebigste Tropensturm fest. Strittig ist allerdings die Zeitphase, in der er sich über Land befand und eigentlich schon in Auflösung begriffen war. Herausragend ist auch seine kumulierte Energie, die Accumulated Cyclone Energy (ACE). Hier liegt Freddy aktuell bei einem Wert zwischen 73 und 75. Den Weltrekord hält in dieser Hinsicht Hurrikan Ioke aus dem Jahr 2006 mit 85.3. Auch dieser Werte liegt noch in absoluter Reichweite, Meteofrance prognostiziert am Ende eine ACE von 86.3 – was dann ebenfalls ein neuer Rekord wäre. Die Zugbahn ist schon jetzt knapp 12 000 Kilometer lang, hier liegt der bereits erwähnte Hurrikan John mit 13 000 Kilometern noch etwas vorne.

Abb. 2: Prognostizierte Zugbahn von Zyklon Freddy; Quelle: Joint Typhoon Warning Center

Abb. 3: Akkumulierte Niederschläge bis 17. März 00 UTC (ECMWF); Quelle: tropicaltidbits.com
Zweites Leben für Zyklon Freddy
Zyklon Freddy ist ein Sturm für die Geschichtsbücher. Vor über einer Woche, am Abend des 21. Februar, traf er auf die Ostküste Madagaskars. Er brachte dort viel Regen und forderte 16 Menschenleben. Danach überquerte er die Strasse von Mosambik und traf etwas später im Südosten Afrikas erneut auf Land. Dort schwächte er sich massiv ab. Auch in Mosambik und den benachbarten Staaten gab es grosse Regenmengen und Überschwemmungen. Normalerweise lösen sich Tropenstürme über Land im Laufe der Zeit auf. Nun aber ziehen die Reste von Freddy wieder ostwärts auf die Strasse von Mosambik hinaus und beginnen sich über dem warmen Wasser erneut zu organisieren und zu verstärken.
Freddy zurück über Meer
Heute Vormittag befand sich das Zentrum etwa 160 km vor der Küste Mosambiks und etwas weniger als 700 km von Madagaskar entfernt. Die aktuellen Satellitenbilder zeigen bereits eine relativ gut organisierte Struktur für ein System, das sich so lange über Land aufgehalten hat.

Abb. 1: Aktuelles Satellitenbild der Region, Sturm Freddy über der Strasse von Mosambik; Quelle: Eumetsat, MeteoNews
Die aktuellen Modelle berechnen für die nächste Zeit eine rasche Intensivierung. Freddy wird sich in den nächsten 72 Stunden relativ langsam südostwärts verlagern, dabei über die kleine Europainsel in der Mitte der Strasse von Mosambik hinwegziehen und sich in weiterer Folge ein zweites Mal, nun aber von Westen her, Madagaskar annähern.
Wieder viel Regen
Im Detail gibt es noch gewisse Unterschiede zwischen den Modellen, es scheint aber, dass Freddy längere Zeit über dem Wasser verharren dürfte – vermutlich sogar einen grossen Teil der nächsten Woche. Diese allerdings wohl immer in relativer Nähe zu Madagaskar, weshalb wieder grosse Regenmengen drohen.

Abb. 2: Akkumulierte Niederschläge bis 12. März 00 UTC (ECMWF); Quelle: tropicaltidbits.com
Danach sollte er Ende nächster Woche die Insel ostwärts überqueren und auf den Indischen Ozean hinausziehen. Freddy existiert bereits seit 27 Tagen, dabei hat er alle Intensitätstufen durchgemacht. Der Rekord für den langlebigsten Sturm im Indischen Ozean liegt bei 32 Tagen, aufgestellt im Januar und Februar 1997 durch den Zyklon Pancho-Helinda. Freddy ist zudem nur einer von fünf Stürmen, die jemals seit Beginn der Satellitenbeobachtungen eine Zugbahn von über 10 000 Kilometern aufwiesen. Der Rekord auf der Südhemisphäre liegt bei knapp über 11 000 Kilometern, gehalten von Zyklon Leon-Eline im Jahr 2000.
Zyklon Freddy trifft auf Land
Der aussergewöhnlich langlebige Zyklon Freddy nähert sich langsam dem Ende seiner Reise, dies hat aber leider auch Auswirkungen auf bewohnte Gebiete. In den vergangenen Stunden passierte er Mauritius und La Réunion knapp nördlich, er brachte hier starken Regen und schweren Seegang. Im Zuge dessen begann auch ein sogenannter eyewall replacement cycle, dabei zerfällt die bis dahin primäre eyewall und wird später durch eine sich neu bildende sekundäre eyewall ersetzt. Dabei schwächen sich die Stürme typischerweise vorübergehend ab, werden aber etwas grösser. Nach diesem Prozess können die Stürme bei entsprechend günstigen Rahmenbedingungen wieder an Intensität gewinnen. Dies ist bei Freddy aber nicht der Fall. Er hat sich inzwischen von einem Sturm der Kategorie 5 zu einem der Kategorie 3 abgeschwächt. Der eyewall replacement cycle ist nicht abgeschlossen, durch die Zufuhr trockenerer Luft wird das aus aktueller Sicht auch nicht mehr passieren (aktuelle Satellitenanimation). Dies ist eine positive Entwicklung, da sich Freddy vor dem Landgang weiter abschwächen wird. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen starken Sturm, er trifft heute Abend an der Ostküste Madagaskars auf Land – aus aktueller Sicht im Bereich des Mündungsgebiets des Mangoro Flusses. Über dem gebirgigen Terrain der Insel wird er sich weiter abschwächen, dabei aber grosse Regenmengen bringen. Das Terrain von Madagaskar steigt von der Ostküste her steil an, im Landesinneren liegen Hochebenen sowie das Andringitra-Gebirge und das vulkanische Ankaratra-Massiv. In diesem Bereich sind um die 200 Liter Regen pro Quadratmeter möglich! Überschwemmungen und Hangrutschungen sind die Folge. Freddy ist für Madagaskar der erste Zyklon dieser Saison, aber schon das zweite tropische System. Am 19. Januar traf Tropensturm Cheneso weiter nördlich auf Land und forderte 33 Menschenleben. Die gesamte Region leidet zudem noch unter den Nachwehen des letzten Jahres, als die Zyklone Batsirai (Landfall am 5. Februar 2022) und Emnati (Landall am 23. Februar 2022) für grosse Zerstörungen sorgten.

Abb. 1: Infrarot Satellitenbild und weitere Zugbahnvon von Zyklon Freddy; Quelle: CIMSS
Danach zieht Freddy auf die Strasse von Mosambik hinaus und tankt über dem warmen Meerwasser noch einmal Energie und vor allem Feuchtigkeit. Für eine allzu starke Intensivierung sind die atmosphärischen Bedingungen aber wohl nicht gut genug. Zwischen Donnerstagabend und Freitagmorgen trifft Freddy an der Ostküste von Mosambik erneut auf Land. Er verlagert sich weiter südwestwärts ins Landesinnere und zieht immer langsamer. Er schwächt sich dabei zu einem normalen Tief ab, sorgt aber weiterhin für intensive Niederschläge. Dies betrifft vor allem die Südhälfte von Mosambik sowie Simbabwe, den Nordosten Südafrikas und Swasiland. Bis Ende Februar können hier 250 bis 500 Liter Regen zusammenkommen.

Abb. 2: Akkumulierte Niederschläge bis Ende Februar (1. März 00 UTC, Modell ECMWF); Quelle: tropicaltidbits.com
Ein rekordverdächtiger Zyklon?
Der Zyklon Freddy könnte Rekorde brechen, sowohl was die Lebensdauer als auch was die zurückgelegte Strecke betrifft.
Seine Lebensdauer ist ziemlich beeindruckend. Nachdem er sich Anfang Februar vor der Küste Australiens gebildet hatte, sorgte der Zyklon für Überschwemmungen und sintflutartige Regenfälle in Australien und Indonesien. Nun zieht er weiter in den Indischen Ozean, den er in den nächsten vier Tagen fast vollständig überqueren könnte. Insgesamt könnte seine Flugbahn fast 8000 Kilometer umfassen.
Er hat sogar auf der Saffir-Simpson-Skala die Kategorie 5 – also die höchste Kategorie – erreicht. Die Windspitzen erreichten in den letzten Tagen bis zu 265 km/h. Damit gehört er zu den fünf Systemen, die in einem Februar jemals solch eine Stärke erreichten.

Abb. 1: Satellitenbild von Zyklon Freddy; Quelle: CIMSS
Wie stark ein Sturm wird ist von dessen akkumulierten Energie abhängig. Der Zyklon Freddy könnte zum energiereichsten Zyklon auf der Südhalbkugel seit Messbeginn werden. Derzeit ist der Sturm Fantala aus dem Jahr 2016 Spitzenreiter.
Madagaskar bereitet sich vor
Im Moment setzt Freddy seinen Vormarsch in Richtung Westen fort. Er wird die 150-200 km weit enfernten Inseln Mauritius und La Réunion streifen, wobei die Niederschlagsintensität und Windspitzen eher gemässigt ausfallen werden, bevor er die Küsten von Madagaskar erreicht. Am Dienstag wird er wahrscheinlich zu einem Zyklon der Kategorie 3 werden.

Abb. 2: Verlauf des Zyklons Freddy; Quelle: CIMSS
Vor allem an der Ostküste Madagaskars werden sintflutartige Regenfälle erwartet. Es sind Niederschlagssummen von bis zu 200 mm möglich. Überschwemmungen und Erdrutsche sind wahrscheinlich. Ausserdem sind an der Küste Windspitzen von über 150 km/h denkbar.

Abb. 3: Erwartete Windböen in Nosy Varika (Madagaskar). Böen sind blau eingefärbt, mittlere Windgeschwindigkeiten grün, die Windrichtung ist rot markiert.; Quelle: MeteoNews / UBIMET
Nach Madagaskar gerät Mosambik ins Visier
Nach der Überquerung von Madagaskar schwächt sich Freddy vorübergehend ab. Im Mosambik-Kanal dürfte er aber wieder an Kraft gewinnen und sich am Wochenende im Süden Mosambiks schliesslich auflösen. Bis dahin sind Niederschlagssummen von lokal über 400 mm möglich!

Abb. 4: Erwartete Niederschlagssummen in Mabalane (Mosambik); Quelle: MeteoNews / UBIMET